Cortney Tidwell – Boys City

Alternativer Folkpop. Kritiker meinen: die „Björk aus Nashville“. Mal mit Freunden, mal allein, mal zu elektronischem Geplucker und manchmal auch zu elektronischem Geballer präsentiert sich Cortney Tidwell auf ihrem zweiten Album nach dem Debüt DON’T LET STARS KEEP US TANÜI.ED l’P. Kurt Wagner von Lambchop gehört zu ihren Freunden. Vielleicht ist diese Bekanntschaft und ihre hörbare Gelassenheit auch schon das Einzige, was Tidwell künstlerisch mit ihrer Heimatstadt Nashville verbindet. All ihren engen familiären Beziehungen zur dortigen Country-Industrie zum Trotz erinnert, was Tidwell macht, stellenweise sehr an Björk. Und an Lambchop, was die Ruhe anbelangt, die die meisten Songs ausstrahlen – fragil gebaute Schönheiten sind das. „Warusii“, „So We Sing“ und „Oslo“ taugen ebenso zum Drin-Vcrsenken des eigenen Liebeskummers wie als Hintergrundmusik beim Aufbau eines Ikea-Regals. Aber nicht einmal so feine Mini-Opern wie „Oh, China“ und „Oh, Suicide“ könnten das eigentliche Kraft- und Gravitationszentrum dieses Albums ersetzen: Das ganz und gar untypische „17 Horses“ macht seinem Namen alle Ehre, wie es, geschult an Arcade Fire und Velvet Undergound, stoisch und erlösungsfrei treibend immer weiterpulst und weiter sich steigert. Ohne diesen bleiernen Anker müssten alle anderen Songs auf BOYS, so schön sie sein mögen, abheben oder doch zumindest abtreiben und hinter ihren Schleiern aus Wohlklang verschwinden. Cortney Tidwell hat einiges davon verstanden, was ein Album ist und wie es funktioniert. Sie sollte kein Geheimtipp bleiben. VO: 26.6.