The Horace Silver Quintet The Tokyo Blues/ Stanley Turrentine A Chip Ott The Old Block Blue Note/EMI

Im Jubiläumsjahr wieder autpoliert: zwei Alben aus den besten Zeiten des legendären Jazz-Labels. Die frühen 60er waren mit die fruchtbarste Zeit in der Geschichte des New Yorker Jazzlabels Bluc Note – zu den Künstlern, die der von den Einwanderern Alfred Lion und Frank Wolff gegründeten Firma nach dürren Jahren damals mit souligem Hardbop Verkaufserfolge bescherten, gehörten der Saxofonist Stanley Turrentine und der Pianist Horace Silver. Zwei ihrer im Studio des legendären Toningenieurs Rudy Van Gelder in New Jersey entstandenen Alben wurden jetzt von Van Gelder persönlich remastert wiederveröffentlicht. Silvers 1962er THE TOKYO BLIES entstand zwar nach einer Japan-Tournee, irgendwelche „Orientalismen“ gibt es darauf aber nicht zu hören. Stattdessen offeriert das Album den funky Hardbop typisch Silver’scher Prägung: Die Fronthne aus Trompeter Blue Mitchell und Saxoionist Junior Cook präsentiert zu Beginn jedes Tracks Silvers knappe, strahlend eingängige Themen, dazu swingt die Rhythmusgruppe aus Silver, Bassist Gene Taylor und Drummer John Harris Jr. meist in gehobenem Midtempo straight los – dass sich das nicht bald abnützte, lag an der Brillanz von Silvers rifforientierten, bluesigen, nie geschwätzigen Improvisationen. Kernstück des Albums ist der zwölfminütige „Sayonara Blues“, bei dem nicht nur der Titel an Silvers späteren Superklassiker „Senor Blues“ erinnert. Knapp ein Jahr später entstand Turrentines A CHIP OFF THE OLD BLOCK, zum Teil in Septett-Besetzung mit vierköpfigem Bläsersatz übertrug es Bigband-Themen von Count Basie und Neal Hefti in den Hardbop-Kontext – dass es heute nicht mehr so packt wie das Silver-Album, liegt daran, dass es durchgängig auf den damals gerade in Mode kommenden Sound der elektrischen Orgel setzte. Turrentines Linien in süffigem Harlem-Ton swingen so souverän wie stets, doch was seine Ehefrau Shirley Scott an der Orgel veranstaltet, lässt das Album nach einer Weile klanglich seltsam eindimensional wirken.