Mediengruppe Telekommander – Einer muss in Führung gehen

Die Elektroclash-Phrasenmaschine ist vom Major EMI zum Staatsakt-Label gewechselt und dabei mindestens zwei Nuancen ruppiger geworden. Ein bisschen saßen Gerald Mandl und Florian Zwietnig mit ihrem letzten Album NAHER AM MENSCHEN (2006) zwischen den Stühlen. Den Rahm in Sachen Uf fzUffz mit deutschen Texten, den schöpften andere ab, zuvorderst Deichkind. Der Untergrund ging indes nicht auf Mediengruppe Telekommander, sondern eher auf Nachwuchs wie Bratze und Frittenbude steil. Dass es die ohne das Mediengruppen-Debütalbum DIE GANZE KRAFT EINER KULTUR und dem damit verbundenen MTVIVA-Airplay vermutlich gar nicht geben würde, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Dabei zeigt das dritte Album des Duos: Das Händchen für den pointierten Slogan, der gleichzeitig alles und nichts antriggert und damit oft genug Statement gegen zu viel AUgemein-Blabla ist, das besitzt die Mediengruppe Telekommander immer noch. In Stücken wie dem hübsch angedunkelten „Es gibt immer was zu tun“ und „Führung“ wird geschickt die Leistungsgesellschaft dekonstruiert und deren allgegenwärtiges „Müssen nur wollen“ gnadenlos auf die Spitze getrieben. Mit im Themenpool: Social Networking, Finanz- und Zukunftsplanung, das bisschen Haushalt, Konkurrenzdenken, die Perspektivlosigkeit in der „Endlosrille“, die Gnadenlosigkeit des Absturzes. Bekannte Sachverhalts also, die diesmal musikalisch allerdings wesentlich dichter und variabler illustriert werden als zuletzt bei der Mediengruppe Telekommander. Dass der Einsatz eines Schlagzeugers die Unmittelbarkeit erhöht, dürfte klar sein. Dass auch die Synthesizer dreckiger und die Gitarren lauter klingen, dass man nicht nur an DAF und DFA, sondern auch an Abwärts („Notausgang“) und Die Goldenen Zitronen denken muss, könnte auch an den limitierteren Produktionsmitteln im Staatsakt-Camp liegen, es steht der Band aber extrem gut.