David Bowie :: VHI Storytellers

Bowie während der HOURS-Phase: mit schlimmen Songs, aber frischem Look und ieder Menge spannender Geschichten. Seien wir ehrlich: Was uns David Robert Jones Ende der Neunziger als innovativen elektronischen Rock verkaufen wollte, war eine müde Angelegenheit. Eben der Versuch eines reifen, aber rastlosen Musikers, sich dem Zeitgeist zu nähern und es (damaligen) Jungspunden wie The Prodigy gleichzutun. Was nur in die Hose gehen konnte und mit Alben wie OUTSIDE, EARTHLING und HOURS auch tat. Einfach, weil er in dem Genre unbeholfen und verloren wirkte. Was ihn nicht daran hinderte, im August 1999 an der „VHI Storyteller“-Serie teilzunehmen. Eine Veranstaltungsreihe, bei der Größen aus Pop und Rock in Wohnzimmeratmosphäre spielen – in einem kleinen New Yorker TV-Studio vor handverlesenen Gästen, die ihren Idolen nicht nur ungewohnt nahekommen, sondern auch neu arrangierte Songs und witzige Anekdoten erleben. Wobei Bowie keine Ausnahme macht: Der damals 52-jährige präsentieri sich im sportiven Dandy-Look (lange Haare, Dreitagebart, Kapuzenpulli), wirkt aufgeräumt und frisch und nutzt den Anlass, um eine 45minütige Werkschau mit etlichen Überraschungen zu zelebrieren. Darunter das grandiose „Lite On Mars?“, das er zum Piano schmettert, das kurz angerissene „Rebel Rcbel“, eine (zunächst) loungige Version von „China Girl“, oder ein ultra-rares „Can’t Help Thinking About Me“ – seine allererste US-Single von 1965. Dazwischen liegen Auszüge aus H01 US, die deutlich abtallen, aber auch amüsante Storys über Marc Bolan, Mott The Hooplc, Iggy Pop. die Berlin-Jahre und seine Drogenprobleme. Wobei er keine Sehenkelklopter auffährt, sondern hintergründig, doppeldeutig und charmant ist. Ein echter Gentleman. Als solcher belässt er es auch nicht bei den acht Stücken für die Kameras, sondern gibt noch vier Zugaben, die nun erstmals erhältlich sind.