The Feelies

Die Erfindung der Pop-Ekstase aus dem Geiste des Punk (New Jersey, 1980), wiederentdeckt auf zwei CDs. Indiskutabel geil. CRAZY RHYTHMS von den Feelies genießt einen ähnlichen Status wie die in den Jahren um seine Veröffentlichung herum erschienenen Platten REAL LIFE (1978) von Magazine und COLOSS.M. YOUTH (1980) von den Young Marble Giants. Allen drei genannten Bands ist auf diesen Alben gemein, dass sie mit schwer decodierbaren Sounds auf den Tod des Punkrock antworteten, sich zugleich aber sowohl in dessen Tradition als auch in der Überwindung der Revolution verorteten. Die Feelies galten von Anbeginn an als die nervösen jungen Männer – aber was heißt Männer, die Kassengestellbubis in Pullunder und Bundfaltenhose wirkten im ersten Moment wie die ewigen Chemiekursbesten, denen der Rock’n’Roll von ihren protektiven Eltern ein für alle Mal verboten worden war. Glenn Mercer, Bill Million, Keith Clayton und Anton Fier spielten ihr Fremdeln in der erwachsenen Rockgesellschaft auf ihrem Debütalbuni von 1980 dann auch wunderbar nach vorne: „The Boy Wiih The Perpetual Nervousness“ besitzt vom Start weg all die Ingredienzien, die die Feelies von ihren Zeitgenossen separieren sollten. Der Song dreht in einer hypnotischen Kurve, schwillt an, endet in kleinen Fisimatenten auf der Gitarre. Anton Fier zerstückelt das Punkfundament mit Zimbeln und Hi-Hats, mit Kuhglocken, Woodblocks und Maracas; Glenn Mercer und Bill Million schickten ihre coolen Nicht-Stimmen darüber, als wollten sie die Sache schnell hinter sich bringen. In der Zukunft winken Homerecording, ja Rave und Electroclash. Insgesamt hatten die Feehes genauso viel mit Minimal Music wie mit Rock’n’Roll am Hut, letzteres aber unter ausschliefSlicher Verehrung von The Velvet Underground und Jonathan Richman & The Modern Lovers. Die lässige Ekstase macht CRAZY RHYTHMS zu einem-so etwas werde ich nie wieder sagen – indiskutabel geilen Popalbum. Domino Records hat jetzt das Feelies-Debüt und den Zweitling als Doppelpack wiederveröffentlicht. Die Alben, so wollte es die Band, blieben bei der Neuauflage unangetastet, Bonustracks gibt es als digitale Downloads für den Käufer der CDs. THE GOOÜ EARTH entstand sechs Jahre später, nachdem die Feelies sich aufgelöst, nach diversen Nebenprojekten neu besetzt und geordnet hatten und so weit zur Ruhe gekommen waren, dass sie ein gutes Americana-Album aufnehmen konnten, das am ehesten in den irregulär langen Intros und gesangsfreien Passagen an ihr Erstlingswerk erinnerte. Glenn Mercer und Bill Million dirigierten jetzt eine etwas andere Band, Feelies-Fan Peter Bück von R.E.M. tat in seiner Funktion als Produzent wahrscheinlich cinÜbriges.umdiese Songs mit einem Erdungskabel in den Rockalltag zu leiten. Dort haben sie dann nur noch kurz gefremdelt. Heute spielen die Feelies im Reunionzirkus relativ unaufgeregt mit.