Labelle – Nightbirds / Phoenix / Chameleon

15 Jahre lang bewegten sich Patti Labelle & The Bluebells schon an der Peripherie zum internationalen Erfolg, hatten mehrere Hits, durchliefen diverse Image- sowie einen Namenswechsel, bevor mit dem Tanztempelklassiker „Lady Marmalade“ zum Höhepunkt der Philly-Soul-Welle 1975 doch noch der weltweite Durchbruch gelang. Entnommen war der Multimillionenseller dem von Allen Toussaint produzierten NIGHTBIRDS. Es war der vierte Versuch, Patti Labelle, Nona Hendryx und Sarah Dash zu etablieren, aber auch erster Teil einer Albentrilogie auf Epic, die 34 Jahre später auf zwei CDs erstmals komplett re-ediert wird. Eindeutig auf R’n’B-Terrain bewegten sich die zehn Tracks, nachdem eine Albenkollaboration mit Prä-Gothic-Ikone Laura Nyro sowie zwei LPs bei Warner Brothers und RCA mit rockorientierter Musik floppten. Ermöglicht wurde der erneute Anlauf durch die britische Managerin Vicki Wickham, ehemals Produzentin der TV-Show „Ready Steady Go“. So exzellent sich NIGHTBIRDS aufgrund des glamourösen Space-Sex-Images auch verkaufte – Labelle gelang es nicht, „Lady Marmalade“ zu toppen. Anstatt Toussaints „Don’t Bring Me Down“ oder „Somebody Somewhere“ von Nona Hendryx ins Rennen zu schicken, griff man auf das balladeske „Nightbird“ als Single zurück.

Ein Problem, mit dem sich auch das abermals von Toussaint produzierte PHOENIX im Herbst 1975 rumschlug. Sauber produziert und exzellent interpretiert präsentieren sich die zehn Songs, darunter Granaten wie „Far As We Felt Like Goin'“ und die Single „Messin‘ With My Mind“.

Unter veränderten Vorzeichen entstand 1976 das von David Rubinson produzierte finale CHAMELEON. In dieser Zeit wurde der Philly-Soul langsam von seinem kommerziellen Ableger Disco abgelöst. Labelle reagierten auf die Entwicklung mit der puren Funk-Hysterie von „Get You Somebody New“, griffen in „Who’s Watching The Watcher?“ auf Rock, für „Gypsy Moths“ auf Latin und bei „Man In A Trenchcoat (Voodoo)“ auf Dr. Johns hypnotischen New-Orleans-Groove zurück. Patti Labelles inbrünstiges Gegospel in „Going Down Makes Me Shiver“ gibt einen Vorgeschmack auf die folgende Solokarriere der Diva.

Erst 2007 erklärten sich die drei Grazien zur Reunion mit dem überraschend guten Album BACK TO NOW bereit.

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