Delphic – Acolyte :: VÖ: 15.1.

Liebe Gemeinde: Braucht die Welt wirklich eine neue Über-Band, aus Manchester, und das an der Schwelle eines neuen Jahrzehnts? Nun denn, Skepsis ist angebracht und durchzieht dieses Album folgerichtig wie ein roter Faden: ACOLYTE will nicht mehr und nicht weniger sein als der Ministrant in einer Messe, die mit den Synthrock-Epigonen der ausgehenden 00er-Jahre das Amen nicht gehört zu haben scheint.

Warm und eindringlich führt der Opener „Clarion Call“ über zuerst schwebende Keyboard-Arpeggien hin zu einem nicht enden wollenden Gitarrensolo, nur um mit „Doubt“ sogleich Breakbeats und stakkatoartig geloopte Vocals einzuläuten. Und nein: ACOLYTE entfaltet nicht exakt die wuchtige Andacht, die Delphic mit ihren nahtlos ineinander übergehenden Livesets zelebrieren. Vielmehr beeindruckt das Debüt des Trios durch punktgenaue Widersprüche zwischen klanglicher Euphorie und aufrichtigem Zweifel in den immer verstörenden, weil niemals über die Instrumentalisierung erhobenen Lyrics von Sänger Rick Boardman: Besonders der Titeltrack türmt sich zu einem neun Minuten langen Beinahe-Instrumental, dem der Kirchenchor nur gelegentlich etwas beisteuern darf.

Wahre Grower finden sich auf diesem Album; dort, wo man sie nicht erwartet: „Red Lights“ hätte auch The Postal Service gut zu Gesicht gestanden, „Halcyon“ konterkariert die 90er-Dance-Ekstase mit dem ungläubigen Thomas, und „Remain“ beendet auf sanftem Piano, was uns von dieser Platte bleiben wird – so, genau so soll es sein. Amen.