Regifted Light :: Drag City/Rough Trade
Don’t be a drag, just be a queen: Baby Dee ist der Königin der Kammermusik, mindestens.
Wenn überhaupt, dann fällt es erst sehr spät auf: Bei zwei Dritteln der zwölf Songs auf Regifted Light verzichtet Baby Dee auf Gesang. So voller Leben und Zauber sind diese von Tuba, Glockenspiel, Fagott und allerlei anderem kammermusikalischem Instrumentarium begleiteten Klavierwerke, dass man nichts an ihnen vermisst. Es sind Stücke, die einem so vertraut vorkommen, als hätte man sie bereits im Mutterbauch über von der Erzeugerin verschluckte Kopfhörer gehört. Und doch wirken diese Songs wie das Aufregendste, das Berauschendste, was man zurzeit zu Ohren bekommen kann. Dass das transsexuelle Kunstwesen Baby Dee so aussieht, als hätten einem Hinterstraßenchirurgen bei seiner Arbeit nur Ersatzteile von Fred Feuerstein und Peggy Bundy zur Verfügung gestanden, dass Baby Dee fast 50 Jahre alt war, als er zur plattenaufnehmenden Künstlerin wurde und bis dahin sein Geld unter anderem als Organist einer katholischen Gemeinde in der Bronx, als zum Tiger verkleideter Straßenmusiker und als Freakshow-Zwitter im Zirkus auf Coney Island verdienen musste, das mag dem, der seiner Biografie bis jetzt unkundig war, spektakulär erscheinen, ist aber kein Vergleich zum Spektakel der Musik von Baby Dee auf Regifted Light.
Bibio
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