Micachu & The Shapes & The London Sinfonietta :: Chopped & Screwed
Rough Trade/Beggars/Indigo
Neue Musik? Remix, Ambient und Konzerthalle. Musikalische Skizzen jenseits unserer Erwartungen.
Aus Gründen der Vereinfachung kann man sagen: Chopped & Screwed ist ein Live-Album, aufgezeichnet im Mai 2010 in der Londoner King’s Hall. Um Micachu gerecht zu werden, fügen wir allerdings hinzu: Es ist auch ein Kammermusikalbum mit eigens dafür angefertigten Instrumenten geworden und einer kompositorischen Technik, die sich wesentlicher Elemente des amerikanischen Hip-Hop der 90er-Jahre bedient, von der Halbierung des Grundtempos bis hin zum Einsatz von Samples der Originaltracks. Wer wissen möchte, wie ein erklärter Micachu-Addict das findet: Noch lieber als dieses Album hätte ich den Live-Vortrag mit der siebenköpfigen London Sinfonietta erlebt, den Kammermusikern mit ihren flitzenden Bögen und Mica Levi zugeschaut, wie sie Zither spielt und die Buchstaben und Worte Richtung Gesang bewegt, bis der Kopf raucht und der Geist jubelt. Das hier ist transzendentale Meditation aus der Pop-Avantgarde oder Ambient aus dem Bodensatz der Neuen Musik. Vielleicht. Bestimmt aber eine durchaus feierliche halbe Stunde, in der Micachu sich wieder ein Stück weiter jenseits unserer Erwartungen bewegt, was der Musikstudentin und Instrumentenerfinderin nach dem fulminanten Geräuschpopwerk Jewellery ja kaum noch möglich war. Mica Levi vermag auch in diesem Rahmen wunderbare Popmusik zu produzieren, wenn es auch nur für die Dauer von ein paar Sekunden auf „Low Dogg“ ist.
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