Borngräber & Strüver :: Urlaub
Zwischen Ambient und Balearic: das neue Album der Berliner Neo-Kraut-Elektroniker.
Es ist nicht alles Kraftwerk, was bleept und blongt. Zahlreiche Zitate und Fragmente aus der deutschen Elektronik der Siebzigerjahre finden sich in der zeitgenössischen Musik. Bei der Entwicklungslinie Soul-Funk-Disco-House-Techno dürfen die Seitenstränge und Nebenlinien nicht vergessen werden, die Pioniere, die an den Vorstufen von Ambient gearbeitet haben und das Samplematerial für aktuelle Produktionen geliefert haben, Conrad Schnitzler, Hans-Joachim Roedelius, Dieter Möbius, Tangerine Dream. Genau an dieser Stelle setzen Christian Borngräber und Jens Strüver an: unter Berücksichtigung von Traditionen (die freilich nach Jahrzehnten immer noch gegen Hörgewohnheiten verstoßen) an der aktuellen Musik mitarbeiten. Das dritte Album von Borngräber und Strüver, das zweite nach dem letztjährigen In G auf ihrem eigenen Label m=minimal, arbeitet weiter an diesem „21st century motoric electro Kraut“. Die beiden lassen aus der Stille, dem Nichts über den Verlauf ihrer Tracks Klanglandschaften zwischen Ambient und Groove entstehen – exemplarisch dafür: das 17-minütige „Reise“, das die komplette erste Seite der LP einnimmt. „Berlin Tribal Music“ ist ein astreines Stück Minimal-Music mit einem ambienten Interludium. Der letzte Track „Dancing Queen“ (nicht verwandt mit dem gleichnamigen Abba-Song) schafft mit seiner clubbigen, fast balearischen Anmutung eine Leichtigkeit und Offenheit, einen schönen Kontrast zu den anderen Stücken.
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