Mercury Rev :: Deserter’s Songs
V2/Universal
Indie-Prog: Für alte Hasen zum Wiederhören, für junge Hüpfer zum Entdecken: Mercury Rev und die Wiederveröffentlichung ihres Meisterwerks aus den Neunzigern.
Schon der Auftakt hat diese unwiderstehliche, sanfte Wucht. Von Selbstzweifeln geplagt, singt Jonathan Donahue, als hätte in seinem Seelchen eine riesige Portion Zuckerwatte lebenslanges Wohnrecht. „Bands, those funny little plans, that never work quite right“, säuselt der Sänger, dessen Kajalverbrauch sich zum Zeitpunkt der Entstehens des Albums durchaus mit dem von Robert Smith messen konnte, und mit „Holes“, dem Song mit dieser so schönen wie goldenen Erkenntnis, geht die Reise auf Deserter’s Songs los. Eine Reise, die reinster Eskapismus ist, – aber Eskapismus kann ja auch eine Flucht nach vorn sein. Wir hören Singende Sägen, ordnen sie noch nicht mal eine Sekunde lang als esoterischen Klimbim ein und suhlen uns hemmungslos – im Wohlklang, in all der Süße und in dem falsettierendem Gesang Jonathan Donahues, der vom Songschreiber-Kompagnon Sean „Grasshopper“ Mackowiak weiche Gitarrenbettchen im Akkord gebaut bekommt. „Endlessly“ verwendet Tonfolgen aus „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Goddess On A Hiway“ badet, so herzzerreißend schön, im Seerosenteich der Befindlichkeiten. Erst nach hinten raus wird Deserter’s Songs so, wie Mercury Rev vor ihrem damals vierten und bis heute erfolgreichsten Alben waren: drogenrockig, psychedelisch, verstörend und verhuscht; „The Funny Bird“ ist die Sorte Vogel, die auch The Flaming Lips seit eh und je gerne fliegen lassen. David Fridmann, Haus-, Hof- und Herzens-Produzent der begnadeten Spacken um Wayne Coyne, machte auch für Mercury Rev einen vorzüglichen Job. Und nun müssen wir los: Die Singende Säge hat einen Inspektionstermin.
Original Album Classics
Arista/Sony Music
Post Punk: Neuauflage der Arista-Ladenhüter Iggy Pops, die heute als Klassiker gelten.
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