Mirror Traffic :: Domino/Good To Go
Indie: Der Pavement-Kopf lässt sein neues Album von Beck produzieren. Urteil: Setzen, ihr Pfeifen!
Wenn Beck, ein Meister der Soundcollage, und Stephen Malkmus, der lustigste Songtexter der vergangenen 20 Jahre, für ein gemeinsames Album aufeinandertreffen, wäre mindestens zu erwarten: Musik wie aus einem Raumschiff, abgeliefert mit dem Härtegrad eines Tornados. Dazu Lyrics über Ausgangssperren in Troja und Mutantenkinder in elektronischen Kleidern, die in Krematorien leben und Menschenasche rauchen. Geniales Zeug eben. Das ist beiden Musikern getrennt voneinander mehr als einmal gelungen. Warum ist Mirror Traffic, produziert von Beck und komponiert von Malkmus und seiner Jicks-Band, dann so lahm geworden? Das Album ist ein Freudenfest für Spießer, die heimlich giggeln: „What the senator wants is a blowjob“, singt Malkmus in „Senator“. Das ist so plump, da hat man noch nicht mal mehr Lust zu gähnen. Unverständlich auch, weshalb Beck, der seine eigenen Alben in der Regel nicht selbst produziert, Kollegen wie Nigel Godrich aus seinen Stücken aber den schieren Wahnsinn machen lässt, so zurückhaltend am Mischpult agiert. Das jüngst von Beck produzierte Thurston-Moore-Soloalbum war auch schon so langweilig. Als würde Beck gar nicht existieren – zumal sich der Albumklang in nichts von dem des Jicks-Vorgängers Real Emotional Trash unterscheidet. „We are the tigers, we need separate rooms/ we are so divided, let us in“, heißt es in „Tigers“. Es stimmt. Als säßen Malkmus und Beck Wand an Wand, als wären sie sich nie begegnet. Dass es nicht zum Alleroffensichtlichsten – einem Duett der beiden – gekommen ist, spricht zwar für ihre Coolness. Andererseits hätte vielleicht gerade Becks Input als Musiker Türen geöffnet.
Key Tracks: „Share The Red“, „Forever 28“
Sassan Niasseri
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