Benjamin Biolay :: Pourquoi tu pleures?
Naive/Indigo
Das Aushängeschild des Nouvelle Chanson arbeitet sich intensiv an Übervater Gainsbourg ab.
Vielleicht unterstellt man Benjamin Biolay da etwas, vielleicht sollte man die Küchenpsychologie lieber sein lassen. Aber hübsch sind die Zusammenhänge dann doch, zu hübsch, um nicht diskutiert zu werden: Pourquoi tu pleures? klingt nun endgültig so, als würde sich Biolay verzweifelt an seinem Vorbild und Übervater Serge Gainsbourg abarbeiten. Seine Rolle als Aushängeschild des Nouvelle Chanson hat Benjamin Biolay ja bekanntlich nie geliebt und deshalb auch einmal ausdrücklich verkündet, keine Traditionen fortführen zu wollen. Aber das weitgehend gescheiterte Experiment, mit Rockmusik eine andere Zielgruppe zu erschließen, liegt nun auch schon wieder ein paar Jahre und Alben zurück, und Pourquoi tu pleures? könnte kaum traditioneller geraten sein: „Mon amour ma chérie“ baut auf ein einsames Piano und „Orly dur“ auf eine gezupfte Gitarre und ein Cello. „Reste-moi fidéle“ schließlich schlawinert so entspannt einen Boulevard entlang, dass man die Gauloises schmecken kann. Vor allem aber begibt sich Benjamin Biolays Stimme immer wieder sehr effektiv unter die Gürtellinie. Er brummt brünstig, er grummelt und wummert und in „C’est manifique“ summt er so hübsch, dass man ihn dann doch wieder in den Arm nehmen und knuddeln möchte. Da war der alte Gainsbourg doch entschieden weniger knuffig.
Key Tracks: „Pas la forme“, „Reste-moi fidéle“
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