von Reiner Reitsamer :: Worst Case Scenario (1994)
Island
Das Debüt der Belgier erscheint 1994 mit einem Sticker, der fast das halbe Albumcover verdeckt. Darauf abgedruckt sind Zitate von Musikkritikern, die Deus mit allen möglichen Künstlern von Captain Beefheart bis Faith No More vergleichen. Tatsächlich ist Worst Case Scenario ein Fleckerlteppich unterschiedlicher Einflüsse: „W.C.S. (First Draft)“ sampelt Frank Zappa und Jazz-Trompeter Don Cherry, es finden sich Referenzen an The Velvet Underground, R.E.M., Rickie Lee Jones und Slim Harpo. Ein wenig wirken Deus wie übereifrige Kunststudenten, die ihre geschmackvolle (und leicht prätentiöse) Plattensammlung zur Schau stellen möchten. Doch Worst Case Scenario ist weit mehr als eine Zitatesammlung: Auf Tracks wie „Hotellounge (Be The Death Of Me)“ und „Via“ fügt die Band Songfragmente zu eklektischen kleinen Meisterwerken zusammen. Süße Melodien werden von schneidenden Gitarren zerfetzt, auf Lärmkaskaden folgen zerbrechliche Klänge, wie Regenbogen nach Gewittern. „Right As Rain“ ist eine stille Ode an Tom Barmans verstorbenen Vater. Die Single „Suds & Soda“ wiederum gehört zum Mitreißendsten, was Indie-Rock nach „Smells Like Teen Spirit“ zu bieten hat, und wird gar durch eine „Besprechung“ von Beavis and Butt-Head auf MTV geadelt (Beavis: „This is freaking me out.“ Butt-Head: „Yeah, this is weird.“). Auch 17 Jahre später gibt es nur wenige Bands, die Genregrenzen so selbstsicher und unerschrocken überschreiten wie Deus auf ihrem Debütalbum.
Key Tracks: „Suds & Soda“, „Hotellounge (Be The Death Of Me)“, „Right As Rain“
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