Jewrhythmics :: Jewrhythmics

Essay Recordings/Indigo

Kulturmix: In Tel Aviv macht man altmodische Discomusik mit jiddischen Texten.

Es ist unwahrscheinlich, dass man die Scissor Sisters mal als musizierende Gäste auf einer Bar Mitzwa zu sehen bekommt. Das ist aber nicht weiter wild. Jewrhythmics sind eine genauso gute Besetzung. Bei ihnen dreht sich alles um die elektronische Musik der 80er, allerdings nicht in der offensichtlichen Form. So weit, dass hier Leute aus dem Nahen Osten Tracks produzieren, die sich wie Updates von „Sweet Dreams (Are Made Of This)“ anhören, kommt es nicht. Es geht vielmehr um den von Giorgio Moroder losgetretenen und Jahre später mehrfach multiplizierten und zu kurzer Blüte gebrachten Italo-Disco-Sound. Der war gerade in der Spätphase wegen seiner schlagerhaften Banalität nur schwer zu ertragen und eignet sich eigentlich nicht als Vorlage. Dass es den Jewrhythmics damit aber ernst ist, merkt man schon an der Version von Dick Dales Klassiker „Misirlou“. Dale steht zwar für einen komplett anderen Stil, ist aber Sohn eines Libanesen und einer Polin. Und wenn man bei Osteuropa ist, ist man auch beim Jiddischen, der vom Aussterben bedrohten Sprache, die auf diesem Album benutzt wird. Ihr wohnt eine Melancholie inne, die hervorragend mit der Feierlichkeit der Musik kontrastiert. Das Ergebnis ist ein gelungener Kulturmix.

Key Tracks: „Misirlou“, „Chiribim“