39 Clocks :: Subnarcotic
Bureau B/Indigo
30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung kann eines der eigenwilligsten Werke des deutschen Underground immer noch begeistern.
Die Verortung der 39 Clocks fällt selbst heute noch schwer. Wenn es die Schnittmenge aus The Velvet Underground, Suicide und den Young Marble Giants gibt, dann ist sie das Duo aus Hannover. Viele Freunde haben sich Jürgen „JG 39“ Gleue und Christian „CH 39“ Henjes mit ihrem kruden Sound, der mit Neo-Psychedelik-Beat nur unzureichend etikettiert wurde, damals in den frühen 80er-Jahren nicht gemacht. Seltsam aus der Zeit gefallen wirkten die beiden Männer in ihren schwarzen Klamotten und mit den Sonnenbrillen. Dazu kamen anglo-amerikanische Bands als musikalische Vorbilder und Gesang in herrlich ungelenkem Englisch. Das hat 39 Clocks nie zu einem Teil der Neuen Deutschen Welle werden lassen. Nicht einmal der befreundete Indie-Papst Alfred Hilsberg holte die Niedersachsen anfangs auf sein Label Zickzack, denn selbst dessen stilistischer Rahmen war einfach nicht groß genug für die Clocks. Erst Mitte der 80er-Jahre fanden sie bei Hilsbergs neuem Label What’s So Funny About ihre Heimat, wo ihr zentrales Werk Subnarcotic 1988 auf Vinyl nachgepresst wurde. Ursprünglich erschien das Album schon sechs Jahre vorher auf dem bandeigenen Label Psychotic Promotion. Zum 30-jährigen Jubiläum erlebt dieses kleine Meisterwerk seine zweite Wiedergeburt. Es ist schon erstaunlich, wie wenig die Zeit den Songs, die sich bis in die Avantgarde vor trauen, anhaben konnte. Der gut sieben Minuten andauernde Albtraum-Trip namens „Dom (Electricity Elects The Rain)“ macht immer noch sprachlos. Unaufhörlich und stoisch tuckert die Beat Box, die Keyboards fräsen sich mit enervierenden Sounds ins Hirn ein und die Schrammelgitarre gibt einem den Rest. Dagegen kommen „Psychotic Louie Louie“ – ein Cover des Sixties-Klassikers – und das knackige „Virtuous Girl“ wie fröhliche Tanznummern daher. Grafikdesigner CH 39 übernahm übrigens die Gestaltung des CD-Booklets mit einer Vielzahl bemerkenswerter Pressezitate. Dazu kommt ein nie veröffentlichter Livesong in bester Kassettenrekorder-Qualität.
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