Atom :: Winterreise

Raster-Noton/Kompakt

Töne einer Ausstellung: Ein weiterer gelungener Versuch der Rehabilitation von Ambient durch den großen Eklektiker Uwe Schmidt.

Die Wirkung von Musik auf die Psyche und das Unterbewusstsein ist ja nicht ein hypothetisches Hippie-Ding, sondern ein ganzes Feld für wissenschaftliche Studien. Fantasielose TV-Doku-Produzenten müssen nur lange genug dieses eine Klavierstück von Erik Satie zur Untermalung von Bildern des herbstlich-stürmischen Meeres irgendwo in Skandinavien benutzen, und die Musik erzeugt irgendwann von selbst das Bild dieses Meeres im Kopf. Musik triggert Erinnerungen an. Wahrscheinlich muss man im vergangenen Jahr in Frankfurt oder in Tokio die Ausstellung „Winterreise“ mit Fotos von Uwe Schmidt alias Atom gesehen haben, um das Album Winterreise, das als Soundtrack zu den Bildern gedacht ist, mit grobkörnigen Winterimpressionen zu assoziieren. Für die Mehrheit, die die Ausstellung nicht besucht hat, ist dieses Album wahrscheinlich ein weiterer gelungener Versuch der Rehabilitation von Ambient. Es hat hier aber nicht nur sphärische Soundscapes, sondern auch – ganz im Sinne des großen Eklektikers Uwe Schmidt – Ausflüge in Minimal-Technoides, Minimal Music („Ein Winterabend in der Bowman Suite“) und Ambient, wie ihn sich Brian Eno und Harold Budd nicht besser erträumen könnten („Voralpenthema II“). Und wenn die Musik auf Winterreise dazu in der Lage ist, beim Hörer andere Bilder im Kopf zu erzeugen als die von verschneiten Landschaften, ist das ja auch nicht gerade schlecht.

Key Tracks: „Winterreise“, „Ein Winterabend in der Bowman Suite“, „Drei Schneewalzer – Teil III“