Gaggle :: From The Mouth Of The Cave
Powered by Voice & Irritation: Ein 21-köpfiger Frauenchor singt die Popmusik für ein paar Minuten in den Zustand frühkindlicher Anarchie zurück.
Dieses Album beginnt mit einem Stampfen, gefolgt von einem Geräusch, das klingt, als hätte jemand das Mikrofon verschluckt. Unter einem Keyboarddauerton darf in den kommenden sechs Minuten das aufleuchten, was Gaggle ausmacht: die so verwirrend durch den Raum schwebenden Gesangsspuren eines 21-köpfigen Frauenchors unter der Leitung einer studierten Musikerin, die schon die Geschichte des weiblichen Teils der Menschheit vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg auf die Bühne gebracht hat. Mit Gaggle geht die Britin Deborah Coughlin einen entscheidenden Schritt weiter: Im Sirenenspiel dieses Chores ist etwas über den engeren Begriff eines Gesangsvereins hinaus Geltendes entstanden, eine Bewegung, die Singen als Urform des Sozialen in einer Art Punk-Version wiederfindet und sich im individuellen Ausschwirren und im gemeinsamen Auftritt einer Gesangsarmee festmacht, die kurz an die amerikanischen Polyphonic Spree erinnern darf. Aber nur kurz. Das Kollektiv singt die Popmusik für ein paar Minuten in den Zustand frühkindlicher Anarchie, es ist die schiere Freude an der Größe, die sich in den weit ausholenden, wild hin- und herziehenden Gesängen Bahn bricht. Einen „Riot-Chor“ hat man Gaggle schon genannt. Es könnte auch die sakrale Musik einer lange vergessenen Geheimreligion sein, wären in die Songs nicht so viele Irritationen und Fehler eingebaut, die jeden Schönklang verneinen. Ganz zu schweigen von diesen Polterdrums, die kein einziges Stück auf dem Album unbeschadet zurücklassen. From The Mouth Of The Cave hat das Zeug, den Hörer aus Raum und Zeit zu katapultieren: Als hätte man die Gesangsspuren des Go! Teams verdreifacht und im Bauch eines Dinosauriers aufgenommen, wo zufällig noch ein paar urzeitliche Rhythmusinstrumente herumstanden. „Mehr Stimmen bedeuten mehr Freiheit“, sagt Deborah Coughlin.
Key Tracks: „The Cave“, „Bang On The Drum“, „Leave The City“
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