Junip

Junip

City Slang/Universal 19.4.

Erlöserpop der wunderbar weich gespülten Art – diese drei Schweden erinnern uns daran, wie es sich anfühlt, bei einem Song eine Gänsehaut zu bekommen.

Es gibt Songs, die nur darauf gewartet haben, eines Tages geschrieben und gespielt zu werden. Hört man sie dann, klingen sie so vertraut wie ein Beach-Boys-Klassiker aus den Surf-Jahren und so frisch wie ein neuer Track von Jamie Lidell. Nur ein paar Sekunden benötigen Junip, um uns in den Sog von „Line Of Fire“ zu ziehen – ein federnder Rhythmus, eine einfache Keyboardmelodie, die Stimme von José González schiebt sich mit einem Murmeln in die weichen Soundwellen: „What would you do, if it all came back to you? / Each crest of each wave, bright as lightning.“ Dieser fünf­einhalbminütige Glücksbringer steht ganz am Anfang des neuen Albums des schwedischen Trios, ähnliche Substanzen sind erfreulicherweise in jedem der folgenden neun Beiträge enthalten, in den verwischten Kraut- und Afro-Adaptionen, den ins Firmament drängenden Folksongs, den angejazzten Landschaftsmalereien. González, der schon als Solist Spuren auf der Landkarte des Pop hinterließ, Perkussionist Araya und Keyboarder Winterkorn lassen sich in ihren Songs treiben und behalten doch in jedem Augenblick die Kontrolle über diese. Mit einer lässigen Eleganz vereinnahmt die Band all die Stile und wirft sie im handlichen Songformat und wunderbar weich gespülten, fließenden Junip-Sound wieder raus. Dieses Album wäre in seiner überbordenden Sanftheit und psychedelischen Verspieltheit vielleicht möglich gewesen, wenn man Crosby, Stills, Nash & Young noch in den 1970ern mit Arthur Russell ins Studio geschickt hätte. Hat man aber nicht. Junip erlösen uns von unseren Pop-Träumen. Sie sind Wirklichkeit geworden. Geistermusik. Gänsehautfeeling. Klassikerverdacht.