A Collection Of Rarities And :: Previously Unreleased Material
Domino/Good To Go
Von ganz früher bis heute – eine Compilation mit relativ unveröffentlichten Songs des Synthpop/LoFi/Avantgarde-Helden aus der amerikanischen Provinz.
Nach drei regulären Alben soll die Zeit schon reif sein für die Historisierung des John Maus. Die Compilation mit dem prosaischen Titel A Collection Of Rarities And Previously Unreleased Material wirkt wie der erste Schritt auf dem Popweltübernahmeplan durch den Philosophie-Doktoranden aus Minnesota, der zweite Schritt könnte dann das ganz große Ding sein: das vierte Album von John Maus, das im nächsten Jahr veröffentlicht werden wird. Freilich ist das Wort „Rarities“ im Titel dieser Compilation ein dehnbarer Begriff, der – mangels großer Öffentlichkeit – im Prinzip auf jeden bisher veröffentlichten Ton von John Maus angewandt werden könnte. Fünf Songs erschienen auf diversen Compilations, neun waren als kostenloses Download-Album auf der Homepage von Maus unter dem Titel Demos 2011 erhältlich und nur zwei sind „richtige“ Raritäten: „Angel Of The Night“ und „Lost“ wurden bisher nicht veröffentlicht. Einige dieser Tracks datieren weit zurück, weit vor Songs, dem ersten Album von John Maus aus dem Jahr 2006. Der älteste, „Fish With Broken Dreams“, stammt aus dem Jahr 1999 (Maus hat allerdings bereits 1991 im Alter von elf Jahren begonnen Musik zu machen). Es ist eine barock anmutende Mini-Pop-Sinfonie aus dem Wohnzimmer. Es soll ja Menschen geben, die noch kein Album des Popavantgardisten besitzen, nicht einmal sein Meisterstück We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves aus dem Jahr 2011 – für diese ist die Compilation gar kein schlechter Einstieg in die Crazy World Of John Maus. Auch hier wird ersichtlich, wie Maus mit manischer Besessenheit und dem Studium der Musik im Nacken einem 80er-Jahre-Pop hinterherspürt, der so in den 1980ern undenkbar gewesen wäre (außer wenn einer wie Nick Nicely ihn gedacht hat). Perlende, polyfone Synthesizer, stoisch tackernde Beatbox plus John Maus‘ tiefer Baritongesang. Dazu gibt es mit „Castles In The Grave“ aus dem Jahr 2010 einen Song, der nicht nur in einer gerechten Welt, sondern auch in der real existierenden ein Überhit sein müsste.
Story S. 30; CD im ME S. 19
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