Almut Klotz & Reverend Dabeler
Lass Die Lady Rein
Lebenskluge und sinnliche Rock- und Popsongs von zwei Menschen, die sich selbst einen „Frustrationshintergrund“ bescheinigen.
„Vielleicht gibt es irgendwo einen Sinn und irgendwer weiß den Weg dahin, wo Liebe wohnt.“ Die Zeile stammt aus dem Song „Oh, wann kommst du?“, der die Schlagersängerin Daliah Lavi 1971 in die Hitparaden katapultierte. Wenn Almut Klotz (früher: Lassie Singers) und Reverend Dabeler (früher: Rocko Schamoni) den Lavi-Schmachtfetzen heute wieder singen und spielen, wird keine Trash-Nummer daraus, eher eine Rekapitulation, in der Stimmungen verhandelt werden, die über der Zeit stehen – wie so vieles auf diesem Album, das schon einmal da war und sich im Hier & Jetzt neu bewähren darf (Hammond-Orgel, die Welt retten, 70er-Jahre-Rock). Vorgetragen von zwei Menschen, die selbstbewusst von sich behaupten, sie hätten einen „Frustrationshintergrund“. Wenn sich das Fragen und nach Bedeutung Suchen anhäuft, bleiben eben auch fast nur Lieder wie diese. Aus denen eine, Pardon, Sinnlichkeit und Klugheit in die Musik fällt, die auf der Stelle Soul genannt würde, hätte nur eine US-Band sie produziert. Man muss sich Almut Klotz und Reverend Dabeler wie eine Insel der Ausgeschlafenheit im hipsteristischen Berliner Umfeld vorstellen, und was auf die Insel gehört, ist supersonnenklar: das Nachdenken über Liebe, Sehnsucht und das bessere Leben sowie ein Tralali übers Tanzen. Nur einmal zieht der Jubel mit den beiden davon, dann rauschen sie im Chor durch ein beinahe klassisches Rock-Lied, das seltsamerweise zur gleichen Zeit an Joe Cocker in Woodstock und die Les Humphries Singers in Mexiko erinnert und den Titel „Geh in das Licht“ trägt.