Nickolas Butler :: Shotgun Lovesongs

Roman über Männerfreundschaft, für den weit mehr spricht als nur die Bon-Iver-Connection.

Leland Sutton ist weltberühmt, allerdings unter seinem Künstlernamen Corvus. Er stammt aus einem Nest in Wisconsin namens Little Wing, die nächstgrößere Stadt heißt Eau Claire. Für seine Freunde ist er einfach nur Lee. Hier, im tiefsten Mittleren Westen, hat er in der Einsamkeit eines alten Hühnerstalls ein Album mit Liebesliedern aufgenommen, Shotgun Lovesongs, das ihn berühmt machte.

Klingt die Geschichte irgendwie vertraut? Erinnert an die von Justin Vernon aus Eau Claire, der in einer einsamen Jagdhütte in Wisconsin ein Album aufnahm, das ihn weltberühmt machte: For Emma, Forever Ago heißt es, er veröffentlichte es unter dem Künstlernamen Bon Iver.

Und dann ist zu allem Überfluss auch noch der Autor der Geschichte um Leland Sutton auf dieselbe Highschool gegangen wie Justin Vernon – Nickolas Butler macht auch überhaupt keinen Hehl daraus, wer das Vorbild für seine Figur Lee ist. Jedoch betont er, dass er Justin Vernon seit 15 Jahren nicht mehr gesehen habe, jener aber in der gemeinsamen Heimat eine beinahe mythische Gestalt sei.

Das Spiel mit den Ähnlichkeiten lässt Butlers Roman bald hinter sich und zieht den Leser hinein in eine ländliche Welt, die ihre Bewohner zutiefst lieben, deren Grenzen sie aber auch kennen. Manche wollen fliehen, so wie der geschäftige Kip. Manche gehen in die Welt hinaus, wie der Sänger Lee. Manche kehren geschlagen zurück, wie der verunglückte Rodeoreiter Ronny, und manche sind einfach dageblieben, wie der Farmer Hank. Aus wechselnden Perspektiven erzählt und mit vielen Rückblenden versehen, findet die Geschichte der alten Freunde ihre Höhepunkte immer wieder anlässlich von Hochzeiten. Das bleibt nicht ohne Jungsfreundschaftskitsch, hat aber wirklich zu Herzen gehende Momente und fesselt auch dann, wenn die Popstar-Parallelen mal ganz weit entfernt sind. Dass die Filmrechte bereits verkauft wurden, bevor das Buch in den USA überhaupt in die Läden kam, verwundert nicht.