Max Scharnigg :: VORLÄUFIGE CHRONIK DES HIMMELS ÜBER PILDAU
Die Provinz als Gegenwelt: Max Scharnigg siedelt seinen zweiten Roman in wundersamer Gegend an.
„In der Einöde ist man für alle Nachrichten selbst verantwortlich“, schreibt Max Scharnigg einmal, und das ist natürlich ein ganz wunderbarer Satz, einfach weil er heute nicht mehr stimmt. Vielleicht stimmte er niemals, im Falle dieses Buchs greift er auf jeden Fall. Scharnigg schildert in seinem zweiten Roman, ausgehend vom kleinen Jasper Honigbrod, die Geschichte einer Sippe. Eher ein Sippchen, aber dennoch eines, das sich über drei, vier Generationen erstreckt, zwei Kriege erlebt und die Moderne und dabei verblüffend großen Einfluss auf das Weltgeschehen hat. Der ganz große Reiz liegt darin, dass der Autor alles ein paar Zentimeter neben der Spur laufen lässt. Er verhandelt die großen Themen, natürlich auch die Liebe. Aber weder er noch seine Protagonisten nehmen dabei über Gebühr Rücksicht auf irgendwelche Realitäten, beziehungsweise: Die Realitäten werden aus einer fast kindlich erscheinenden Perspektive erzählt, was allerhand Grausamkeiten abfedert und so ganz nebenbei das Konstrukt Familie aufregend neu definiert. Dieses Buch möchte man beim Aufwachen vorgelesen bekommen
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