Blood Red Shoes
Blood Red Shoes
Jazz Life/[PIAS] Cooperative/ Rough Trade (VÖ: 28.2.)
Das Duo lässt seine britische Heimat Brighton hinter sich und rumpelrockt nun gewohnt kraftvoll in Berlin.
Der Autor dieser Zeilen ist kein allzu großer Freund sogenannter selbstbetitelter Alben. Erstens, weil es keinen korrekten Begriff für das gibt, was gemeint ist: U2 haben ACHTUNG BABY schließlich auch selbst benannt, die Platte heißt aber nicht „U2“. Zweitens, weil es meistens eine vertane Chance ist. Man gibt seinem Kind doch auch nicht den Vornamen, den es schon als Nachnamen hat (ein Blick ins Telefonbuch – ja, das gibt es noch – verrät, dass Tausende Eltern das ganz anders sehen).
Im Fall der vierten Platte des britischen Garagenrock-Duos Blood Red Shoes ergibt der Titel – oder besser: der Verzicht auf einen solchen – aber Sinn: Laura-Mary Carter und Steve Ansell setzen sich hiermit selbst ein Denkmal. Ganz allein haben sie ihr viertes Album aufgenommen und produziert, in einem Kreuzberger Studio. Endlich sind sie also ihrem etwas verhassten Heimatort Brighton, dem sie 2007 in ihrem bislang nachhaltigsten Hit „It’s Getting Boring By The Sea“ eine mitgaben, entkommen.
Der Titelsong auf BLOOD RED SHOES, das Instrumental „Welcome Home“, ist also irreführend. „Berlin“ hört man der Platte zwar außer der U-Bahn-Durchsage „Hallesches Tor: Übergang zur U1, sowie zum Metrobus“ im Outro des Stand-out-Knallers „The Perfect Mess“ nicht an, aber das schadet ganz gewiss nicht: Vom allgegenwärtigen Fluffi-House der Hauptstadt zeigen sich die Briten unbeeindruckt und verbinden nach wie vor explosive Riffs mit einprägsamen Hooks, als gäbe es nichts Leichteres auf der Welt. Und das im zehnten Jahr des Bandbestehens. Diesen zwei muss man viel mehr Respekt entgegenbringen.