Gruff Rhys

American Interior

Turnstile/Caroline/Universal

Geschichtsstunde: Der Waliser Indie-Popper erzählt von einem Kulturforscher aus dem 18. Jahrhundert.

Man weiß längst, dass man bei Gruff Rhys immer richtig ist, wenn man eine Schwäche für Indie-Pop mit schrulligen Schlenkern hat. Natürlich enttäuscht er auch dieses Mal nicht. Nach einem Konzeptalbum über Hotel-Mitbringsel nimmt er sich dieses Mal eine ganze Nation und einen Teil ihrer Geschichte vor. „100 Unread Messages“ hat man sich wie einen Rodeo-Ritt über die amerikanische Landkarte vorzustellen, zu dem allerlei Hillbilly-Gerumpel mitläuft. Im Sattel sitzt Forscher John Evans, der sich Ende des 18. Jahrhunderts auf den Weg in die fernen USA machte, um herauszufinden, ob es in der Nähe von Louisville noch Nachfahren von Indianerstämmen gibt, deren Angehörige Walisisch sprechen.

Rhys zeichnet Etappen der Reise nach. Einer der Höhepunkte ist das Ständchen „Allweddellau Allweddol“, in dem ein Kinderchor feierlich vor sich hin singt und Rhys sich beim Gebrauch seiner Landessprache fast die Zunge verdreht. In „The Last Conquistador“ steckt dieses unglaublich beseelte Melodiegefühl, von dem man seit den ersten Platten der Super Furry Animals nicht genug bekommen kann. Rhys soll übrigens ein entfernter Verwandter von Evans sein.