Archie Bronson Outfit
Wild Crush
Domino/GoodToGo
Das britische Trio geht mal wieder an seine Grenzen und legt weite Reisen zwischen wildem Rock und verdrogten Sounds zurück.
Das englische Trio Archie Bronson Outfit hatte immer Glück bei der Auswahl seiner Produzenten, die stets namhafter waren als die Band selbst. Das Debüt FUR (2004) betreute Jamie „Hotel“ Hince von The Kills, der Nachfolger DERDANG DERDANG entstand zwei Jahre später unter Mithilfe von Jacquire King (Kings Of Leon, Editors, Tom Waits) und bei COCONUT (2010) saß Tim Goldsworthy (U.N.K.L.E., The Rapture und DFA-Records-Mitgründers) hinter den Reglern. Das blieb nie ohne Einfluss auf die jeweiligen Alben, zwischen denen seit 2006 jeweils immerhin vier Jahre Abstand liegen. Eine recht lange Zeit, und so ist auch diesmal einiges passiert.
Gründungsmitglied Dorian Hobday, der Bass und Gitarre spielte, kehrte dem Outfit den Rücken. Als Ersatz ist Kristian Robinson aka Capitol K samt seinen ana- logen Synthies sowie als Teilzeitproduzent eingestiegen, und Sam Windett konnte sich als Maler mit Ausstellungen weltweit in der internationalen Kunstszene etablieren. Massive Auswirkungen auf den charakterstarken und eklektischen Sound von ABO sind nicht wahrzunehmen, aber WILD CRUSH klingt nicht mehr so überdreht wie der Vorgänger COCONUT und schon gar nicht so von Beats mitbestimmt.
Geblieben sind wie in der knallbunten Pop-Nummer „In White Relief“ Exkursionen tief in psychedelische Gefilde. Deutlich hörbar bleibt auch der Einfluss von Southern Rock („We Are Floating“) und Protopunk à la The Stooges in krachenden Songs wie „Hunch Your Body, Love Somebody“, in dem ABO einen auf Iggy machen. Geblieben ist natürlich diese prägnante Gesangsstimme von Sam Windett, auf die das Attribut „schön“ so gar nicht zutrifft.
Vor allem aber bekommt Dauergastmusiker Duke Garwood mit seinem Saxofon viel Spielzeit, und die nutzt er wie in der schrägen Ballade „Lori From The Outer Reaches“ oder dem finalen, sehr song- orientierten „Country Miles“ genüsslich aus. Diese ruhigeren Stücke stehen nicht nur wilden Rocksongs gegenüber. Sie sorgen auch dafür, dass WILD CRUSH mit seinen 32 Minuten verdichteter Laufzeit in der Balance bleibt.