Mr. Scruff
Friendly Bacteria
Ninja Tune/Rough Trade
Der englische Beat-Bastler sucht jetzt Nähe zum Elektro-Soul.
Wenn es um Andy Carthy alias Mr. Scruff geht, denkt man zuerst an „Get A Move On!“, diesen ultrarelaxten, mit Moondog-Samples gespickten Dancefloor-Hit, der Ende der 90er-Jahre in keiner DJ-Box fehlte. Nachfolgend wurde Carthy dem Nu-Jazz-Genre zugeschrieben – allein an dieser Terminologie sieht man, wie lange das schon wieder her ist.
Carthy ist seinem Stil und seinen kleinen Macken lange treu geblieben. Bei ihm ging es häufig um Anspielungen auf Fische, Meeresfrüchte und Beutel seiner Teefirma „Make Us A Brew“. Sein neues Album hat mit all dem nichts mehr zu tun. Jazz ist als Einfluss noch vorhanden, muss sich nun aber elektronischem Sound unterordnen. Interessanterweise sucht der Mann aus Manchester in einigen Instrumentals Anschluss an jene Art von broken Beats, wie man sie vor Jahren bei Bugz In The Attic vorfand. FRIENDLY BACTERIA ist aber auch ein Album, auf dem Vocals eine größere Rolle spielen.
House-Legende Robert Owens singt „He Don’t“ auf unnachahmliche Weise. Ihn umschwirrt eine Geige wie eine umherfliegendes Insekt, was ein raffinierter Move ist. Unbedingt beachten sollte man auch die vier Beiträge von Denis Jones. Angesichts der Qualität seines Soul-Gesangs wundert man sich, warum aus seinen eigenen zwei Alben nicht mehr geworden ist.