Hercules And Love Affair
The Feast Of The Broken Heart
Moshi Moshi/[PIAS] Cooperative/ Rough Trade
LP Nummer drei von Andy Butlers permanent fluktuierendem Projekt: Disco-House-Pop mit Duftmarken aus Soul, Funk, Gospel und Techno.
Es gibt wohl kaum eine andere „Musikgruppe“, auf die die inflationär verwendete Zuschreibung „Projekt“ besser passt als Hercules & Love Affair. Einzige Konstante: Projektleiter Andy Butler, der mit jedem neuen Album eine neue Besetzung auffährt. Im Falle des dritten Albums THE FEAST OF THE BROKEN HEART lässt sich nicht genau bestimmen, ob John Grant, Rogue Mary, die Belgierin Gustaph und Krystle Warren, die sich hier, nun ja, das Mikrofon in die Hand geben, lediglich „Features“ sind, oder aktuelle Mitglieder des Projekts, was aber letztlich auch egal ist, weil morgen schon alles ganz anders sein wird.
Das Debütalbum HERCULES AND LOVE AFFAIR fiel 2008 in die Zeit eines ongoing Disco-Revivals. Der Topf, in dem seit Jahren auf mittlerer Flamme ein Gebräu aus Disco, Hi-NRG und frühem House brodelte, kochte über und spie in einer Explosion ein Album als letztgültiges Statement zum Thema aus. Danach hat nicht mehr viel kommen können. Auch von Hercules & Love Affair. Obwohl: kam ja doch noch was. BLUE SONGS von 2011 mit den leichten Verschiebungen des Disco-House in die 90er-Jahre und dem Song „My House“, der es mit dem Überhit „Blind“ durchaus aufnehmen konnte, genauso wie das Album mit seinem Vorgänger.
Allein der Überraschungseffekt war weg. Würde Butler in seiner Musik weiter der Evolution der Dance-Music folgen, müsste THE FEAST OF THE BROKEN HEART tiefer in die 90er-Jahre eindringen. Das ist bis auf wenige Ausnahmen („5:43 To Freedom“, „Do You Feel The Same“) aber nicht der Fall. Der Opener „Hercules Theme 2014“ – kein Rework des „Hercules Theme“ aus dem Jahr 2008 – steht eher symbolisch für eine Redefinition in sound, die das gesamte dritte Album des Projekts bestimmt: Butlers schon immer vorhandene Vorliebe für „unsaubere“, ausgefranste Sounds wird hier mehr denn je zur Schau gestellt.
Soul-, Funk-, und Gospelartiges verschmilzt mit fast schon technoiden Beats und Basslines zu jener Art Proto-House, die von Larry Levan in der Paradise Garage gespielt wurde. Bei Hercules & Love Affair ist House gleichermaßen Pop. Und wird zu einer fraktionenübergreifenden Konsensmusik.