Aerosmith :: Music From Another Dimension!
Columbia/Sony Music
Hardrock: Annehmbares Spätwerk für eine Band, von der nichts mehr zu erwarten war
Ja, das Ausrufezeichen passt zum Albumtitel wie Aerosmith in die Gegenwart. Und ja, Steven Tyler hat durch seine Jurorentätigkeit bei „American Idol“ auch die letzte Chance darauf verspielt, mit seiner cartoonhaften Band doch noch ernst genommen zu werden. Von seiner unerträglich selbstverliebten Autobiografie gar nicht erst zu sprechen. Und doch ist das erste Album voll Originalmaterial von Aerosmith seit elf Jahren gar nicht mal so schlecht. Freilich, da sind die klebrigen Balladen, die ewig gleich gestrickten Kopien von „Angel“ und „Amazing“, die professionelle Songschreiber mit verantworten. Das arschglatte „We All Fall Down“ ließ man gleich komplett von Diane Warren schreiben, die der Band 1998 ihren ersten Nummer-eins-Hit mit dem Celine-Dion-artigen „I Don’t Want To Miss A Thing“ bescherte. Eigentlich wollten die sogenannten „Bad Boys From Boston“ aber weg vom Hochglanz-Hardrock, zurück zu ihren dreckigen Wurzeln. Das ist ihnen durch die Verpflichtung von Jack Douglas, der in den Siebzigern Klassiker der Band wie Toys In The Attic und Rocks produzierte, auf den Rockstücken der Platte tatsächlich gelungen. Die Tonspuren sind wieder im zählbaren Bereich und die einst songdominierenden Bläser aus dem Keyboard setzen nur noch Akzente. Joe Perry hat sich ein paar effektive Varianten klassischer Bluesriffs einfallen lassen und Steven Tyler weiß zwar immer noch nicht, worüber er singen soll (im Zweifel spielt er auf alte Songs an), tut das aber mit einer Urkraft, die man ihm nicht mehr zugetraut hatte. Sollte dies das letzte Album von Aerosmith – Durchschnittsalter: 61,6 – sein, dann ist es ein Abgang, mit dem Band und Fans gut leben können. Mehr hätte diese Platte nicht erreichen können.
Key Tracks: „Legendary Child“, „Street Jesus“, „Out Go The Lights“
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