Clinic :: Free Reign

Domino/Good To Go

Noch so ein faszinierender Art-Rock-Trip der eigenbrötlerischen Engländer.

Der Titel des letzten Clinic-Albums Bubblegum war ironisch gemeint, aber trotzdem stellte sich beim Fan leichtes Unbehagen ein. Die Band aus Liverpool verzichtete auf wunderliche Ecken, stellte eine Art von Easy Listening vor und ließ Befürchtungen gedeihen, dass jetzt die gemütlichen Jahre bevorstehen. Eine fürwahr furchtbare Vorstellung. Zum Glück muss man sich nicht an sie gewöhnen. Dieses Mal geht es mit einer hypnotischen Bassline und dem Flirren aus analogem elektronischen Equipment los. Schon ist man mittendrin in einer Atmosphäre, die an frühere Klinikaufenthalte erinnert oder an eine Fortsetzung der lasergeleiteten Melodien von Spiritualized. Noch immer hört man Ade Blackburn und seiner Band das Interesse am Rock der Sechziger an, besonders dem aus dem psychedelischen Untergrund, aber das ohne jeden Anflug von Gitarrenpenetranz. Das Saiteninstrument spielt hier eine flankierende Rolle und darf nur in Ausnahmefällen mit Wire-haftem Nachdruck den Anflug des Idylls zerstören. Jazzorientierte Einschübe erfüllen eine ähnliche Aufgabe. Am Ende besteht kein Zweifel. Die Schelme von Clinic haben sich erneut auf eine Reise durch die Zwischenbereiche des Rock’n’Roll begeben, sind keine Kompromisse eingegangen und festigen ihren Ruf als aufregende Eigenbrötler, an denen selbst Kaliber wie Radiohead, The Flaming Lips und Arcade Fire einen Narren gefressen haben.

Key Tracks: „Misty“, „Cosmic Radiation“, „You“