Die offenen Nostalgiebekundungen des Denver-Duos fügen ihrem Noise-Pop nichts Neues hinzu. :: Man wird bei „Bad Apple“ an Depeche Mode denken dürfen. Die marschierende Drummachine, der reservierte Gesang. Kommt hin. Man wird auch die Noise-Abteilung seiner Pop-Ecke durchforsten, wenn die gute halbe Stunde des zweiten Albums von Gauntlet Hair vorbei ist. Es geht um die Teenagerplatten von Andy R. und Craig Nice. Oder besser: um den Sound. Es dröhnt, ist laut und doppelt verhallt. Trotzdem besteht zum Vorgänger ein großer Unterschied. Wer genau hinhört, wird sogar ab und an verstehen, was gesungen wird. Mit der zweiten Platte wächst das Budget, das Studio vielleicht gleich mit. Gauntlet Hair errichten ein zitatenreiches Lo-Fi-Gebilde, in der Nähe zu Industrial, Goth-Pop und New Wave. Mit „Human Nature“ wird das Beste gleich zu Beginn erzählt. Eine schnelle Nummer, die nicht viel mit dem Rest der Platte zu tun hat. Die flirrende Wucht des Refrains hilft, den Anker in den Gehörgängen zu versenken. Was danach kommt, ist mal beliebig („Heave“), mal gut („New To It“), mal großartig irre, wie der scheppernde Minimal-Wave-Flüchtling „Waste Your Heart“.

Christopher Hunold

GHOSTFACE KILLAH

TWELVE REASONS TO DIE: THE BROWN TAPE

Soul Temple/Rough Trade

Die Formkurve des Rappers zeigt weiter deutlich nach oben.

Die musikalischen und soziokulturellen Zutaten und Referenzen, aus denen sich eine Produktion aus dem Umfeld des Wu-Tang Clans speist, sind hinlänglich bekannt. Trotzdem gelingt es Ghostface Killah, der bereits mit seinem letzten Album APOLLO KIDS (2010) überzeugte, auch 2013 aus diesen Ingredienzien mehr als eine Nummernrevue zu machen. TWELVE REASONS TO DIE, die dritte Veröffentlichung auf RZAs Label Soul Temple, wurde vor wenigen Monaten mit Lob überschüttet, gerade weil sie sich so angenehm vom gängigen HipHop-Sound unterscheidet. Im Zuge des Record Store Days veröffentlichte das Label auf Kassette eine alternative Mixversion des zehnten Studioalbums von Ghostface Killah. Die Reaktionen waren so positiv, dass diese Version nun ebenfalls offiziell zugänglich gemacht wird. Der Mix von Apollo Brown lässt das ohnehin sehr gute Songmaterial noch heller erstrahlen. Zu den Highlights dieser Version zählen Songs wie „Murder Spree“ und der Opener „Beware Of The Stare“. ****