Die beiden Inhaber des Raster-Noton-Labels umkreisen mit ihren radikalen Experimenten das Thema Techno. Pet Shop Boy Neil Tennant macht mit.

Das Label Raster-Noton ist nicht unbedingt bekannt für funktionalistische elek- tronische Musik. Seit 1999 agieren Olaf Bender und Carsten Nicolai in Chemnitz gesamtkonzeptionell, die Kunst hört bei der experimentellen, avantgardistischen, minimalistischen elektronischen Musik nicht auf, sie setzt sich fort über die Verpackung und reicht bis hin zur Präsentation.

Man könnte behaupten, Raster-Noton habe eine starke „CI“. Seit Herbst 2012 haben Bender und Nicolai als Diamond Version fünf EPs veröffentlicht, die vordergründig funktionalistische elektronische Musik enthalten. Techno, knüppel- hart bis an die Schmerzgrenze; Musik, die so schwarz ist und so wenig Weiß enthält wie das Artwork der EPs. Diese EPs, die wenigen, aber intensiven Live-Auftritte und nun das erste Album CI lassen die Interpretation zu, dass Diamond Version ihre radikalen Experimente um ein weiteres erweitert haben: Techno. Der ist auf dem Album immer noch Techno, verweist allerdings rhythmisch, strukturell und soundarchitektonisch auf die Herkunft der Beteiligten. „This Blank Action“ mit der Sängerin/Songwriterin/Autorin Leslie Winer als Gast entwickelt eine düstere Funkyness. Und Pet Shop Boy Neil Tennant fungiert als Gastsänger bei „Were You There?“, einem Gospelsong aus dem 19. Jahrhundert.

Die meisten Tracktitel auf CI sind Werbeslogans entlehnt, in funky Agenturen entstandene Motivationsparolen pro Elite und Sozialdarwinismus, die sagen wollen: Wahre Freiheit lässt sich nur durch Konsum erreichen. Es fällt auf, dass doofe Slogans noch eine Spur doofer wirken, wenn sie aus ihrem Ursprungskontext gerissen werden: „Con- necting People“, „Make Believe“, „Science For A Better Life“, „Access To Excellence“.