Einar Stray Orchestra
Politricks
Sinnbus/Rough Trade
Wunderkind bleibt Wunderkind: Der Norweger traut seinem Folk mehr Rock und Pop zu – ein Plädoyer für ehrliches Pathos und emotionale Leidenschaft.
Viel mehr als einen Hundreds-Remix und eine Split-EP mit seinem Freund Moddi hatte es vom norwegischen Jung-spund Einar Stray nicht gegeben, bis sein Debütalbum, Chiaroscuro, zu ausverkauften Konzerten und Kritiker-Ovationen führte.
Der damals 21-Jährige wusste mit eindeutigen Folk-Verweisen auf Sufjan Stevens und Neun-Minuten-Songs derart emotionale Achterbahnen zu entwerfen, dass die „Wunderkind“-Schatulle hier und dort recht schnell geöffnet wurde. Nach zweijähriger Tour ist aus dem Einmannprojekt ein „Orchestra“ geworden, doch das Talent für die leidenschaftliche Tour de Force ist erhalten geblieben.
POLITRICKS durchweht noch stärker die Kraft von Postrock à la Godspeed You! Black Emperor, kokettiert doch das epische „Honey“ gleich zu Beginn mit einem irrsinnigen Wechsel von Laut und Leise. Bleiben die Texte weiterhin eine Mischung aus politischem Statement und nachdenklicher Vergangenheitsbewältigung, so interessieren Songs wie „Montreal“ und „Pockets Full Of Holes“ sich nicht für ein Mehr an Rock und shoegaziger Leichtigkeit, sondern stehen eindeutig zum Pathos, das ohne Scham auch Interesse an der großen Pop-Bühne zeigt.