Esben And The Witch
A New Nature
Nostromo/Rough Trade
Weg mit der Drum-Machine, her mit Steve Albini! Die englischen Grusel-Post-Rocker entdecken die Garage.
A NEW NATURE ist ein treffender Titel für die dritte Platte von Esben And The Witch. Die in Brighton ansässigen Post-Rocker haben nach ihrem Erstling, Violet Cries (2011), und dem Nachfolger, Wash the Sins Not Only the Face (2013), ihr Instrumentarium nun auf Gitarre, Schlagzeug und Bass reduziert und klingen plötzlich – ohne Drum-Machine und mit weniger Synthies – wie eine rotzfreche Garagenband.
Wo jemand klingt wie eine rotzfreche Garagenband, ist Steve Albini meist nicht weit. In dessen Electrical Audio Studio in Chicago ist A NEW NATURE entstanden. Zwar hat Albini die Band offiziell nur aufgenommen – einen „Produzenten“ lässt er sich ja nicht gern heißen –, doch das dumpfe Schlagzeug, die dröhnende Gitarre und der Bass, der sich anhört, als käme er direkt aus den Eingeweiden Satans, sind eindeutig als Fingerabdrücke des Nicht-Produzenten erkennbar.
Rachel Davies’ Stimme muss diesmal ohne Effekte auskommen. Unverfälscht und trocken, wirkt sie melodramatischer als sonst: Mal klagt Davies wie Beth Gibbons, dann wieder speit sie Gift und Galle wie PJ Harvey. „I’ll spring for your throat, break open your bones“, droht sie im brachialen „No Dog“. In „Those Dreadful Hammers“ lullt sie uns mit einem sakralen Singsang ein, bevor Thomas Fisher uns einen mit der Gitarre über den Schädel zieht.
Einen Song namens „Swans“ hatten Esben And The Witch ja schon, nun lärmen sie auch fast so stur und unablässig wie Michael Giras berühmt-berüchtigte Post-Rocker: Über zehn Minuten hinweg steigert sich der Opener, „Press Heavenwards!“, schält sich unendlich langsam aus einer zaghaften Gitarre. Noch ausufernder ist das knapp viertelstündige „The Jungle“, das den Zuhörer im Mittelteil zwei Minuten lang mit einer wimmernden Trompete allein lässt. Das Laut-leise-laut-Spiel wird mitunter auch etwas langweilig, doch die Band spielt jeden Ton so energisch, dass man nicht lange unaufmerksam bleibt.
A NEW NATURE klingt hungrig und abenteuerlustig und, ja, auch fehlerhaft, so als wäre es ein Debütalbum. Zumindest aber dürfte es der Beginn eines spannenden neuen Kapitels für Esben And The Witch sein.