Karen Köhler :: Wir haben Raketen geangelt
Karen Köhler kommt vom Theater, und man merkt das schnell: In ihren Kurzgeschichten sind die Bühnen zwar nicht dezidiert eingezeichnet, aber scheinen immer durch. Mal ist es die Cafeteria eines Krankenhauses, „die sich auch in einem Hotel an der Ostsee befinden könnte, das in den Neunzigern zuletzt renoviert wurde“. Mal ist es ein schäbiges Motel irgendwo auf dem Weg zwischen dem Death Valley und dem Glitzer von Las Vegas. Mal sind es die schmutzigen Gänge, auf denen Kreuzfahrtschiffpersonal seine Wege zurücklegt, und mal ist es eine einfache Postkarte.
Genauer noch als diese Orte legt die Erzählerin aber die Charaktere an. Sie alle haben schwer zu tragen. An hier sehr konkret geschilderten Krebserkrankungen. An einer Liebe, bei der man zunächst nicht weiß, ob es Liebe ist, und einer deren Gründe „Du wirst mich nie verlassen“ ist. An mannigfaltigen Verlusten, an Vertrauensbrüchen. Oft enden Existenzen. Das alles ist ohne ein Wort zu viel beschrieben, und zwischendurch ist immer genug Platz für sogenannte Zwischentöne, manchmal sogar sehr konkrete: etwa ein Mixtape, auf dem Françoise Hardy „Oh Oh Cheri“ singt und Danzig ihr „Mother“, kurz danach Notizen zum Koma. Brutal.
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