BC Camplight
HOW TO DIE IN THE NORTH
Bella Union/[PIAS]Coop/RTD
Geschmackvoller Liebhaber-Pop für einen Himmel voller Geigen.
Als 2005 das Debütalbum des überzeugten Mützenträgers erschien, war die Welt der nostalgisch getrimmten Popkenner einen Moment lang verzückt: Ein neues Genie bahnte sich seinen Weg, das alle Instrumente selbst spielte und auf HIDE, RUN AWAY zitierfreudig Hit an Hit reihte. Hit im Sinne von Hit in den himmlischen Charts von Wolkenkuckucksheim freilich, wo Brian Wilson die ewige Nummer eins ist und Big Star Bestseller sind. So recht kam das Genie dann jedoch nicht in die Gänge. 2011 zog der Amerikaner von Philadelphia nach Manchester, ein guter Ort für Popmusik, aber auch sehr regnerisch, dabei schmeckten viele seiner Songs doch nach Orangen.
Das neue Album heißt dann auch HOW TO DIE IN THE NORTH, nicht unbedingt eine Liebeserklärung an die neue Heimat. Kann aber auch sein, dass er bereits den galligen Humor von dort adaptiert hat, denn den Songs fehlt es nicht an sonnigem Liebreiz. Der Auftakt „You Should Have Gone To School“ beginnt zwar mit einem vergleichsweise deftigen Gitarrenriff, doch schon mit „Love Isn’t Anybody’s Fault“ findet BC Camplight seinen Weg. Das Cembalo und der Refrain in Kopfstimme erinnern angenehm an die kammermusikalischen Sixties-Popper The Left Banke, „Just Because I Love You“ ist noch softer, die Bee Gees klingen an, aber auch Easy-Listening-Künstler wie The Free Design. Der hüftsteife Glamrocker „Grim Cinema“ bleibt ein Ausrutscher: Hören sollte man unbedingt die Randy-Newman-Hommage „Atom Bomb“ sowie den Tränenzieher „Why Doesn’t Anybody Fall In Love“, mit dem man Rufus Wainwright wieder von der Oper wegbringen könnte, so gut ist der.