Liam Hayes

Slurrup

Fat Possum/Pias/Rough Trade

Eine Nostalgieplatte mit Popsongs, die haften bleiben und dennoch nicht ganz überzeugen können.

Liam Hayes veröffentlicht Platten seit 20 Jahren, und das meistens unter dem Namen Plush. Als still falsettierender Sänger auf dem Piano-Album MORE YOU BECOMES YOU (1998), als Blue-Eyed-Soul-Crooner in vollem orchestralen Ornat auf FED (2002) und zuletzt als guter Mann für die Erwachsenenbildung im Pop auf KORP SOLE ROLLER (2014). Dazu trat er jeweils mit einem Song in der Verfilmung von Nick Hornbys HIGH FIDELITY (2000) und in Roman Coppolas A GLIMPSE INSIDE THE MIND OF CHARLES SWAN III (2012) auf. Lauter Dokumente einer Entwicklung in Serpentinen: Der Singer/Songwriter aus Chicago hat sich musikalisch noch nicht gefunden und sein Publikum damit ebenso wenig.

SLURRUP macht irgendwo in den 60ern und 70ern weiter, wo ein guter Song ein wahres Pfund und George Harrison das Maß aller Melancholie war („Nothing Wrong“ darf man für einen Beatles-Song halten) und die Ballade zu den Königsdisziplinen der großen Autoren zählte („Greenfield“). Liam Hayes ist das Talent gegeben, ein komplettes Album aus Songs zu bestücken, die sich spätestens mit dem zweiten Hördurchlauf auf die Festplatten unserer Musik­hirne schreiben. Im selben Moment versetzt diese Liederkollektion uns in den Zustand eines Kinogängers, der mit Popcorn in der Tüte und der 3-D-Brille auf den Augen noch einmal einen Blick auf die goldenen Jahre des Pop und Rock werfen darf. Es ist doch alles nur eine Show, und nach 33 Minuten wird das Licht wieder angemacht. Ariel Pink hat zuletzt die etwas bessere Nostalgieplatte veröffentlicht, weil er dabei über sich selbst lachen konnte.