The Decemberists
WHAT A TERRIBLE WORLD, WHAT A BEAUTIFUL WORLD
Rough Trade/Beggars/Indigo
Eine der größten Folk-Pop-Bands der letzten Jahre ist zahm geworden.
Geschichten über rachsüchtige Walfänger und verwunschene japanische Prinzessinnen haben die Decemberists in den USA so bekannt gemacht, dass ihnen sogar die Ehre eines Cameo-Auftritts bei den Simpsons zuteil wurde. Mit ihrem letzten Album THE KING IS DEAD sind sie 2011 auch das erste Mal auf Platz eins der US-Charts eingestiegen. Und das obwohl die Platte eine deutliche Abkehr von den anekdotenhaften, altertümlichen Fabelgeschichten markierte, die sich auf WHAT A TERRIBLE WORLD, WHAT A BEAUTIFUL WORLD nun fortsetzt.
Wo früher ausufernde und aufwändig instrumentierte Mehrminüter standen, finden sich im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends fast ausschließlich Folk-Pop-Songs im Schaffen der Band aus Portland, in denen um die omnipräsente Gitarre herum nicht viel passiert. Die „neuen“ Decemberists sind persönlicher und näher, die fantastischen Spinnereien ruhigen Stücken gewichen und wäre da nicht Sänger Colin Meloys quäkende Stimme, die Songs wären ein Stück weit austauschbar. Natürlich schafft Meloy es immer noch, den kleinen Tick besser zu sein als die meisten Kollegen und Liebeslieder wie das bittersüße „Make You Better“ lassen wieder einmal die Tränen kullern. Trotzdem sind die Decemberists 2015 vom großen Wurf weiter entfernt als je zuvor. Mehr Märchen, mehr Wunder und vor allem mehr zynischer Humor in kleinen blutigen Tragödien hätten es gerne sein dürfen. Dafür kennt und liebt man die Band eigentlich.