John Carpenter
Lost Themes
Sacred Bones/Cargo
Regie-Altmeister John Carpenter veröffentlicht seine erste Platte. Ohne dazugehörigen Film sind seine Synthie-Instrumentals allerdings nur halb so spannend.
John Carpenter hat das Horrorkino der 70er- und 80er-Jahre bereichert wie kein zweiter Regisseur: „Halloween“, „Das Ding aus einer anderen Welt“, „The Fog – Nebel des Grauens“, „Die Fürsten der Dunkelheit“ – die Liste der Klassiker, die auf sein Konto gehen, lässt sich lange fortsetzen. Weil die Filme meistens mit geringem Budget realisiert werden mussten, komponierte der Amerikaner die Musik dazu oft selbst. Auch in diesem Bereich war er stilprägend: Seine düster-minimalistischen Synthesizer-Scores befreiten den Horrorfilm von den überkandidelten Streichern der Schwarz-Weiß-Ära und übersetzten ihn in ein modernes Zeitalter, wo das Grauen nicht in Spukhäusern, sondern auf den dunklen Straßen der Groß- und Vorstädte lauerte.
Obwohl sich aktuelle Filme wie „The Guest“ wieder eindeutig auf Carpenter beziehen, dreht der 67-Jährige selbst kaum noch. Das gibt ihm Zeit für andere Projekte: Mit seinem Sohn Cody und dem Filmkomponisten Daniel Davies hat er nun Musik eingespielt, die erstmals an keinen Film gekoppelt ist. Den kann sich der Hörer selbst dazu denken. Beim Genre wird seiner Vorstellungskraft nicht viel Raum gelassen: „Purgatory“, „Wraith“ oder „Abyss“ heißen die LOST THEMES, zur Untermalung von romantischen Komödien eignen sie sich bestimmt nicht.
Carpenter nudelt die Töne auf seinem Moog herunter wie auf einer Kirchenorgel. Bedrohlich wabert der Sequencer, in grausigen Momenten erheben sich muffige Gitarrensoli aus den Gräbern und suchen die Platte heim. Man stellt sich Männer in ärmellosen Flanellhemden vor, die ihren Opfern mit Springmessern hinterherjagen. Spärlich beleuchtete Sackgassen. Brennende Mülltonnen. 80er-Jahre-Futurismus. Ja, zugegeben, man will diesen Film sehen – aber nicht unbedingt nur hören. Ohne visuelle Grundlage nerven die repetitiven Tracks schnell. LOST THEMES macht Lust auf mehr John Carpenter, allerdings auf den Regisseur, nicht den Musiker.