Larytta

Jura

Creaked/Wordandsound

Wenn Genres wie tektonische Platten aufeinanderprallen, entsteht sexy Elektro-Funk.

Ist das jetzt ein Hubschrauber? Ja, ist ein Hubschrauber. Als der gelandet ist, setzt eine anstrengende Geige ein. Und verschwindet schnell wieder. Es folgt Gekratze, Gehupe, Generve. „Mi Vida“ ist der achte Track von JURA, gerade mal zwei Minuten lang, vollkommen anders als der Rest des zweiten Albums von  Larytta und doch symptomatisch. Denn hinter all den schicken Funk-Rhythmen und lässigen Dub-Exkursionen, den geschmeidigen Basslines und eleganten Melodien, verbirgt das Schweizer Duo stets eine zweite Ebene. Was vordergründig wie ein harmloser Popsong erscheint, wird punktuell zum atonalen Experiment. Was daherkommt wie ein fescher Tanzbodenfüller, rehabilitiert die dunkelsten Stunden des Soft Rocks der Siebzigerjahre. Was vermeintlich afrikanische Einflüsse ausschlachtet, verwandelt sich in eine zeitgemäße Inkarnation von Krautrock. Auch wenn nicht alle Widersprüche miteinander versöhnt werden und die Brüche bisweilen offen zutage treten, gelingt Christian Pahud und Guy Meldem auf JURA doch immer wieder ein kleines Kunststück: Sie lassen Genres wie tektonische Platten aufeinander los, aber statt Gebirge aufzuwerfen, reiben die sich lustvoll aneinander. Sehr sexy.