Mourn

Mourn

Captured Tracks/Cargo

Katalanische Teenager spielen Garage-Punk. Das Ergebnis klingt zum Glück besser als diese Beschreibung.

Der Plattenschrank der Eltern kann die Weichen stellen für das, was später kommt – entweder durch seine Abscheulichkeit, von der man sich so schnell wie möglich abgrenzen will, oder aber als Ausgangspunkt für die eigene musikalische Reifung. So geschehen bei Jazz Rodríguez Bueno, Sängerin beim katalanischen Underage-Punk-Quartett Mourn. Ihr Papa, ein Berufsmusiker, hört gerne PJ Harvey und Patti Smith, und Bueno findet schon mit 14 Gefallen am rohen Gesangsstil dieser zwei Ikonen. In ihrer Band teilt sich Bueno den Gesang mit Carla Pérez Vas, sie singen ihre Zeilen gedoppelt, ohne Harmonien, was sie gleichzeitig lockerer und wuchtiger klingen lässt. Das müssen sie auch, um sich von den stumpfen, Albini-esken Akkorden abzuheben.

Das erste Mourn-Album wurde in zwei Tagen eingeschrammelt – als hätten die Beteiligten (bis auf die 15-jährige Bassistin Leia Rodríguez alle 18 Jahre alt) keine Sekunde zu verlieren. Atemlos rauschen die Songs dahin, verweisen in ihrer Knappheit auf die Schulung der Band in der lokalen Hardcore-Szene; die in sympathischem Schulenglisch verfassten Texte sind mal beißend („You call me baby, I just say: ‚fuck you‘“), mal reflektiert („What if I am the problem?“). In „Silver Gold“ huldigen Mourn ein einziges Mal offensichtlich einer Band – das geisterhafte Gequietsche und die biblischen Anspielungen sind bei den Pixies abgeschaut. Ansonsten erinnert der gepresste Gesang der beiden Frontfrauen an niemanden so stark wie an Melissa Paternoster, Sängerin bei den famosen Garage-Punks  Screaming Females. So kann die Entwicklung dieser Band gern weitergehen.