Iamamiwhoami
Blue
To Whom It May Concern/Kobalt/ Rough Trade
Wieder mal motzt Jonna Lee ihren Elektro-Pop mit Filmchen zum Gesamtkunstwerk auf.
Obacht Gesamtkunstwerk: Schon zum dritten Mal legt Iamamiwhoami ein Album vor, das nicht bloß profane Musik sein möchte, sondern mehr, viel mehr: nämlich audiovisuelle Kunst. Hinter dem zungenbrecherischen Projekt-Namen verbergen sich die schwedische Musikerin Jonna Lee und der Produzent und Multiinstrumentalist Claes Björklund. Jedenfalls sind diese beiden für die Musik zuständig. Ein paar weitere Leute – Regisseure, Kostümdesigner, Fotografen – arbeiten an den aufwendigen Videos mit, die zum Konzept gehören und Iamamiwhoami seit 2009 zu einem kleinen YouTube-Phänomen gemacht haben. Zu den neuen Songs tanzt Lee in Cellophan verpackt am Strand, kippt Asche aus einem Einmachglas ins Meer, hastet durch einen verschneiten Wald oder schreitet als Eisprinzessin durch die Brandung, während Gestalten in schwarzen Ganzkörperkondomen die atemberaubend schöne Insel unsicher machen, auf der die zehn Songs bebildert wurden. Die Landschaftsaufnahmen sind allesamt prima anzusehen, die Settings rufen laut Symbolismus, die Musik allerdings tuckert eher pflichtschuldig daher. Der modische Elektro-Pop pulsiert tanzbar, hat sich ein paar schicke Synthie-Sounds aus den Eighties geklaut, setzt generell auf eine diffuse Kate-Bush-Haftigkeit und hat grundsätzlich keine Angst vor der raumgreifenden Melodie. Auf Dauer allerdings langweilt der ästhetische Entwurf, der ebenso glatt gebügelt ist wie die Postkartenbilder von der lieblichen Insel.