David Stubbs
Future Days. Krautrock and the building of modern Germany
7. August 2014
Mal wieder typisch: Brite schreibt Standardwerk über bundesdeutsche Musik der Siebziger.
Krautrock dürfte Deutschlands popmusikhistorischer claim to fame sein, die Bedeutung im Entstehungsland wird im besprochenen Buch so aufgeschlüsselt: „Ignoranz: 90%, Gelächter 5% (einige Journalisten), Respekt: 5% (einige Journalisten)“. Nun also ein Rundumschlag zum Thema, vom Musikjournalisten David Stubbs („Melody Maker“). Er erinnert sich an die Unterschiede bei Europapokalspielen, die er als Kind beobachtete: Wo in England auf den Tribünen Chorgesänge dominierten, hörte man aus deutschen Stadien ein Dröhnen von Tröten. Solche repetitiven Momente passten zu den experimentierfreudigen Bands der Epoche. Überhaupt ist das Zeichnen von Lokalkolorit und Zeitkontext eine Stärke des bisher nur auf Englisch vorliegenden Buches mit Rundumschlag und Einzelbetrachtungen, mit hübschen Zitaten wie von Amon Düüls John Weinzierl: „Wir hätten aufhören sollen, als die Fußballer anfingen, lange Haare zu tragen.“ Die abschließenden Verbindungen in die Gegenwart sind Stubbs dann leider etwas zu lexikalisch geraten.