The Pop Group

Das kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass eine Band mal eben so 35 Jahre zwischen zwei Alben verstreichen lässt. 1980 war es, da veröffentlichten die Avantgarde-Jazz-Funk-Punk-Provokateure mit WE ARE TIME ihre letzte Platte (die Markteinführung der CD folgte später), und bei der handelt es sich um eine Compilation. Im selben Jahr implodierte die Gruppe aus Bristol nach kurzer, heftiger Existenz.

Nun stellt sich natürlich die Frage nach dem Sinn / Unsinn dieses Comebacks, das sich mit der Reunion 2010 ankündigte. Immerhin erlebte die Popkultur ja nicht gerade wenige neue Trends und Genres, aber die Pop Group bleibt davon auf CITIZEN ZOMBIE hörbar unbeeindruckt. Dafür ist das Werk beeindruckend anhörbar, die fast schon boshaft-dissonanten Sounds von Klarinette und Saxofon fehlen gänzlich. Auch benutzt Drummer Bruce Smith seine Sticks nicht mehr als Dreschflegel. Aber Frontmann Mark Stewart nölt weiterhin, und Dan Catsis spielt immer noch diesen staubtrockenen aber wuchtigen, funky Bass.

Ja, die in Originalbesetzung wiedervereinte Pop Group verzichtet auf CITIZEN ZOMBIE tatsächlich auf zerstörte Melodien und ungelenk-hibbelige Rhythmen, deren Umsetzung in Tanzschritte Muskelbündelrisse, mindestens aber Ganzkörperzerrungen zur Folge hatten. Trotzdem kommt den graumelierten Herren aus Bristol ihre sehr spezielle, immer noch tief in den späten 70ern verortete Soundsignatur trotz Einsatz vieler Keyboards und Ähnlichkeiten mit Pere Ubu nicht abhanden. Gleich mit dem Opener „Citizen Zombie“ erschaffen die Briten ein tollwütiges Dub-Monster. Aber das ist eine Ausnahme. „Mad Truth“ schwenkt zum Funk über, „Nowhere Girl“ überrascht mit himmlischen Chören, in „Nations“ pluckert eine Beatbox und „Age Of Miracles“ taugt fast als Bar-Musik. Das Finale „Echelon“ könnte man als Semi-Ballade bezeichnen, die ein ganz starkes Comeback-Album mit vertrauten wie neuen Klängen abrundet.