Clarence Clarity
No Now
Bella Union/[PIAS] Coop/RTD
Ein Radikal-Funkster, der unerschrocken Dekonstruktion und Mutation in Angriff nimmt.
Dieses Album soll eine „dauerhafte Erinnerung an die unendliche Anpassungsfähigkeit eines absurden Universums sein“. Sagt sein Schöpfer, der außerdem überzeugt davon ist, dass Gott und Außerirdische durch seine Kunst sprechen. Eine Nummer kleiner geht’s hier nicht. Immerhin ist das, was der Brite über die Strecke einer Stunde auf seinem Debüt produziert, von einer musikalischen Verwegenheit, die dem verbalen Vorlauf gerecht wird. Aufreizend unerschrocken nimmt er Dekonstruktion und Mutation in Angriff, als Radikal-Funkster hat er sich auf Operationen am offenen Herzen seiner historischen Vorläufer spezialisiert.
Hin und wieder wird NO NOW zum klirrenden und polternden Sound-Gimmick, über weite Teile aber füttert Clarence Clarity seine Arbeiten mit Stil, Geist und Samples, in „Off The Grid“ zitiert er verschnittene Prince-Beats in die Oper und führt so ganz nebenbei noch vor, dass er dem Funk-Meister aus Minneapolis stimmlich das Wasser reichen kann.
In „The Cute“ wird dem Space-Funk von George Clinton der Hals umgedreht und solange an der Geschwindigkeit gedreht, bis das Wimmern wieder eine neue Melodie geboren hat. „We all fuck the same, we all die the same“, die deformierten Gesänge taumeln durch ein Monster von Glitch- und R’n’B-Track, ist das hier Justin Timberlake auf einer noch nicht erfassten Droge? Welche Stimmen auch immer aus NO NOW sprechen, sie sind dazu auserkoren, in unsere Gehirne einzudringen und ein paar Windungen zu verbiegen.