Animal Collective
Time Skiffs
Domino/Good To Go (VÖ: 4.2.)
Der psychedelische Experimental-Pop hatte seine Zeit. Nun könnte es Zeit sein für eine produktive Rückbesinnung.
Das Animal Collective ist wieder da! Okay, das löst bei der Leser*in vermutlich genauso wenig Begeisterungstürme aus wie beim Rezensenten, im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens hat das Kollektiv nämlich mehr oder weniger irrelevant vor sich hingewurschtelt, war in den zahlreichen Soloplatten seiner Mitglieder Panda Bear und Avey Tare meistens als Idee präsenter als in den fast esoterischen Soundtrackarbeiten, die es zuletzt veröffentlichte – wenig zu spüren von der absoluten Gegenwart der postmodern verdrillerten Retromanie ihrer großen Tage zwischen 2004 und 2009.
AmazonMittlerweile sind die vier Musiker in ihrem dritten Jahrzehnt. Fünf Jahre her ist ihre letzte reguläre Platte in voller Besetzung, PAINTING WITH, die einige prächtige Popsongs zu bieten hatte, vor allem aber knallte und fiepte, eine Punk-Platte in psychedelischem Pop, irgendwie geil, irgendwie aber schon ungut in Auflösung begriffen. TIME SKIFF umfasst nun Stücke, die sich eher an den frühen Versionen des Kollektivs orientieren: An dem experimentellen Fließen, das Alben wie HERE COMES THE INDIAN vor gut 20 Jahren ausmachte, das sich an üppig schiefen Texturen genauso versuchte wie an Harmonien und abseitigen Grooves.
Vielleicht ein Auftakt für eine produktive Rückbesinnung? Denn wenn hier auch wenig versucht, den Weg in die Zukunft der Popmusik zu weisen, es keinerlei Anspruchsgesten gibt, das Heute zu definieren, klingt es in seiner Animal-Collective- Nische überraschend angenehm. Ein paar Ohrwurm-Melodien in explodierend schönen Klängen finden sich wieder ein, die Psychedelik hat heute Ausgang auf die Kirmes und ein Track ist nach dem mythischen mittelalterlichen Priesterkönig Johannes benannt. Musikhistorisch eher irrelevant, aber doch viel besser als befürchtet.