Big Thief
Dragon New Warm Mountain I Believe in You
4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 11.2.)
Die beste Indie-Folk-Konsensband unserer Zeit lässt Geigen lodern und Percussions klöppeln.
These: Was vor 15, 20 Jahren die Musik von Bright Eyes war, sind nun die Sad Songs der Brooklyner Band Big Thief (die sogar zeitweise auf Saddle Creek erschienen, dem Label von Chef-Bright-Eye Conor Oberst). Beweisführung: Ihr fünftes Studioalbum DRAGON NEW WARM MOUNTAIN I BELIEVE IN YOU. Wie auf völlig andere Art auch Oberst und Band schaffen es die vier, aus klassischen Versatzstücken von Indie-Folk und -Rock Musik zu basteln, die von vielen zarten Seelen einhellig geliebt wird. Musik aber, die dennoch vom ersten Ton an nach ihnen selbst klingt, sich dazu sogar genug Eigensinnigkeiten leistet, um sich allzu strenge Folk-Traditionalist*innen vom Hals zu halten.
AmazonNoch so eine Bright-Eyes-Parallele: Auch DRAGON… ist alles andere als salopp produziert, und doch wird jeder Wackler mitgenommen in Adrianne Lenkers Stimme, die sich eh immer anhört wie der letzte Sonnenstrahl, der vor Nachtanbruch noch zum Fenster reinzittert. Die stolzen 20 Songs des Doppelalbums seien, erzählt die Band, an vier unterschiedlichen Orten aufgenommen worden: in Upstate New York, im Topanga Canyon, in den Rocky Mountains und in Tucson, Arizona.
Wir hören also den Big-Thief-Sound in verschiedensten Farben, hören verstolperte, dunkelrote Elektronik wie in „Blurred View“, luftiges Geklöppel oder aber Songs wie „Dried Roses“, die so unverhohlen Folk-Klischees bedienen, dass eigentlich nur noch Schaukelstuhlknarzen fehlt. Ach ja, und die Heulschleusen gehen natürlich schon beim Opener „Change“ auf. Was noch lange nicht heißt, dass Big Thief, eine der besten Indie-Konsensbands unserer Zeit, es sich in ihrem Signature Sound jemals zu lange zu bequem machen.