Painting
Painting Is Dead
Antime (VÖ: 1.4.)
Experimenteller Pop gegen falsche Symmetrien und andere gesellschaftliche Zwänge.
Die Hymne gegen die Heteronormativität beginnt fast sakral, ein schwindeliger Kanon: „For reasons of convenience / We have settled into this / Symmetrical pattern / It’s not the only / False symmetry“, singen Painting, deren Mitglieder seit Jahren feste Größen der Berliner experimentellen Pop-Szene sind. Multiinstrumentalistin Theresa Stroetges lässt als Golden Diskó Ship die Welten von Pop und Kunst verschmelzen, mit Christian Hohenbild, Schlagzeug und Electronics, spielte sie zuletzt im krautigen Psych-Projekt Soft Grid. Einzig Saxofonistin Sophia Trollmann hielt sich bisher eher bedeckt, was angesichts ihrer prägenden Einschübe auf diesem Album erstaunt.
PAINTING IS DEAD gibt allen gleichberechtigt Raum, sich auszubreiten, zu einem Sound, der mutig jede Songwriting- Routine vermeidet, zugleich Jazz und Groove, Punk und Pop ist. Hier Beat, dort Auto-Tune, Chor, surreale vokale Verbiegung, Wut, Kinderlied. Drei Stimmen sind zu hören, und man kann gar nicht anders, als sich das Entstehen dieses Albums als Explosion großer musikalischer Energie vorzustellen, die die These des Albumtitels hinter sich lässt: Action Painting mag auf Leinwand der langweiligste Männer-Scheiß des 20. Jahrhunderts sein – als Musik gedacht hat es Potenzial, als spontan aufgetragener und doch offenkundig klug konstruierter Klang, als betretbare, ekstatisch sich aufbauende Zeiträume, in denen die Körperlichkeiten und Identitäten geschützt sind, die die gesellschaftlichen Strukturen der Stabilität opfern. Widerständig, bunt, unwiderstehlich: ein großartiges Album unter dem Radar!