Fontaines D.C.
Skinty Fia
Partisan/PIAS/Rough Trade (VÖ: 22.4.)
Das Gefühl, bei der ehemaligen Besatzungsmacht zu leben, in Irish-Postpunk gegossen.
„Verdammter Hirsch“ sagt man in den Teilen Irlands, in denen noch gälisch gesprochen wird, wenn einem etwas selten Blödes passiert. Über die offenen Schnürsenkel zu stolpern zum Beispiel. Oder sich am Tisch den Musikknochen zu stoßen. „Verdammter Hirsch“, auf gälisch: SKINTY FIA – Fontaines D.C. haben ihr drittes Album nach diesem Ausruf benannt und setzen damit ihren Weg in die Mythologie Irlands fort.
AmazonSKINTY FIA versucht zu beziffern, was es bedeutet, als Mensch irischer Herkunft in London zu leben. Shane MacGowan von den Pogues hat in den 80er-Jahren unfassbar gute Lieder über diese Identitätsfragen geschrieben, Sänger und Songwriter Grian Chatten folgt nun seinen Spuren. Nicht unbedingt musikalisch, da bleibt die Band zumeist dem Postpunk treu, nur der Akkordeon-Minimalismus von „The Couple Across The Way“ und die treibenden Akustikgitarren der Single „Jackie Down The Line“ klingen folkloristisch.
Der irische Einfluss zeigt sich in den Texten: Bei „Roman Holiday“ singt Chatten „I don’t wanna see the Queen / I already sing her song“, die James-Joyce-Hommage „Bloomsday“ verweist auf den irischen Gedenktag zu Ehren von Leopold Bloom, dem Helden des Nationalromans „Ulysses“, „In ár gCroíthe go deo“, übersetzt „Für immer in unserem Herzen“, erzählt die Geschichte einer in England lebenden Irin, der man verweigerte, auf ihrem künftigen Grabstein einen gälischen Spruch eingravieren zu lassen, zu provozierend wirke diese Sprache. Das Urteil wurde mittlerweile revidiert. Das Problem bleibt.