Stella Donnelly
Flood
Secretly Canadian/Cargo (VÖ: 26.8.)
Die australische Singer/Songwriterin beobachtet jetzt Vögel.
Es ist nicht so, dass FLOOD eine Hundertachtziggrad-Wende zu Stella Donnellys früheren Songs markiert. Donnellys Stimme klang auch schon vor drei Jahren so glockenhell wie jetzt, und auch ihr fluffiger, ab und zu sehr knackiger Indie-Pop-Approach hat sich nicht
bis zur Unkenntlichkeit verändert. Es sind kleine, in der Summe wirkende Neujustierungen, die – wie bei fast allen in letzter Zeit erschienenen Platten – in den Corona-Lockdowns stattfanden. Zum Beispiel hat die aus Perth stammende Künstlerin ihre Leidenschaft für Vogelbeobachtung entdeckt, siehe die Wasservögel auf dem Cover.
Musikalisch schlägt sich jedoch stärker Donnellys Idee nieder, mit ihren Mitmusiker*innen die Instrumente zu tauschen. So fand sich Stella statt an der Gitarre am Klavier wieder, das sie seit Kindertagen nicht mehr gespielt hatte. Die in dieser Versuchsanordnung entstandenen Songs zeichnen sich durch Leichtigkeit einerseits, aber auch eine gewisse Vorsicht aus – außer im folkrockigen „Move Me“ und im glamourösen Schlusstrack „Cold“ ist überwiegend leise Introspektion angesagt.
Es ist ein bisschen schade, dass Donnellys Lyrics auf diesem Album nicht mehr so konkret feministisch sind wie in z.B. ihrem Hit „Boys Will Be Boys“. Aber immerhin kommentiert sie in „How Was Your Day“ das Scheitern heteronormativer Pärchenidylle mit zartem Zynismus.